Zukunft der Zertifikate

Rivergate
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Flurbereinigung. Im noch jungen Feld der Nachhaltigkeit tummeln sich bereits viele Systeme. An einer Harmonisierung wird gearbeitet.

Gut für die Umwelt: So wirkt sich das stetig wachsende Interesse von Bauherren und Mietern an umweltbewusst und energieeffzient errichteten „Green Buildings“ aus. Weniger erfreulich: Das rege Interesse hat in vielen Ländern und Regionen zur Entwicklung ganz unterschiedlicher Bewertungssysteme in Sachen Nachhaltigkeit geführt. Zurzeit herrscht ein Wirrwarr schwer vergleichbarer Zertifizierungsansätze (und deren Abkürzungen), die nicht zuletzt den global tätigen Immobilienprofis den Job erschweren. Denn was in Deutschland nachhaltig ist, muss es nicht zwangsläufig in den USA sein. Und weitere Bewertungssysteme anderswo sind einander auch nicht wirklich grün.

„Abholzen des Wildwuchses“

„Wir stehen am Anfang einer Flurbereinigung bei den Zertifizierungssystemen“, meint dazu Werner Sobek. Der Architekt ist Präsident einer Gesellschaft, die das Deutsche Gütesiegel für Nachhaltiges Bauen (DGNB) entwickelt hat. Auch in Österreich gibt es seit Kurzem mit der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) und dazugehörigem Gütesiegel einen Ableger: „Meine Vision ist, dass wir in zwei bis drei Jahren von heute zwölf überregionalen Systemen auf zwei bis drei kommen werden, die auch im globalen Maßstab angewandt werden könnte“, erläutert Sobek. Im Zuge des „Abholzens des Wildwuchses“ werde man auf ein gemeinsames fachliches Bewertungs- und Zertifizierungsniveau kommen, so seine Hoffnung.

Tummelplatz für Modelle

Als Rivalen des Siegels gelten derzeit – international betrachtet – vor allem das britische Breeam-Zertifikat und das US-System Leed. Aber auch in Österreich tummeln sich mehrere Modelle. Neben jenem des ÖGNI wird beispielsweise ein weiteres von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen angeboten. Das Zertifikat namens TQB wurde aus Systemen des Österreichischen Ökologie Instituts und des Österreichischen Instituts für Baubiologie und Bauökologie entwickelt und ist auch mit dem klima:aktiv-Modell, dem staatlichen Aktionsprogramm für Klimaschutz, kompatibel. Die rot-weiß-rote Entwicklung gehe schon recht in die Tiefe, meint dazu Christina Hageneder von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik. „Auch wenn es ein traditionelles System der ersten Generation ist.“ Neben diesen beiden Siegeln wird hier in Österreich auch mit dem GreenBuilding-Zertifikat der EU gearbeitet. So wurde es zum Beispiel schon an den Uniqa-Tower vergeben, erst kürzlich erhielt das Projekt Rivergate von Signa in Wien-Brigittenau das Siegel in der Kategorie „Energiebewusster Neubau“. Durch die Nutzung natürlicher Ressourcen wie Erdwärme oder Grundwasser könnten so an die 35Prozent der Primärenergiekosten gespart werden, der CO2-Ausstoß könne verringert werden, erklärte dazu Herbert Putz, Projektverantwortlicher bei Signa Development.

Kompatibel machen

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bewertungsmethoden, egal, ob in Österreich oder global betrachtet, stammen aus den Anfangszeiten der Entwicklung und spiegeln auch unterschiedliche Mentalitäten wider. Am Beginn sei der „in Pionierzeiten übliche Wildwuchs an Systemen“ nicht nur normal, sondern sogar sehr positiv gewesen, meint Architekt Sobek. „Wenn in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Ansätze verfolgt werden, produziert das ein Maximum an Lösungsvorräten“, sagt er. Es sei das Verdienst der Pioniere gewesen, herauszufinden, was eine nachhaltige Zertifizierung enthalten müsse. In Analogie zur Computerbranche: „Jetzt ist die Zeit gekommen, die bestehenden Betriebssysteme zumindest kompatibel zu machen, sollte man sich schon nicht auf eines einigen.“ Die Drähte unter dem Atlantik glühen bereits, es wird daran gearbeitet, Systeme aus dem angloamerikanischen Bereich zu integrieren und eine gemeinsame Basis zu finden.

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