Papst: Juden nicht an Kreuzigung Jesu schuld

Papst Benedikt Jesus-Buch
Papst Benedikt Jesus-Buch(c) EPA (Giuseppe Giglia)
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In seinem neuen Jesus-Buch wendet sich der Papst gegen eine antijüdische Bibel-Interpretation: "Wie hätte das ganze Volk nach Jesu Tod rufen können?" Das Buch wird heute in einer Woche erscheinen.

Papst Benedikt XVI. spricht sich in dem zweiten Teil seines Buches "Jesus von Nazareth" gegen eine antijüdische Auslegung der Bibel aus. Die Frage, wen die Schuld treffe für den Kreuzigungstod Jesu, dürfe sich nicht auf das gesamte Volk Israel beziehen, erklärt Benedikt: "Wie hätte das ganze Volk (...) nach Jesu Tod rufen können?" Von dieser päpstlichen Einschätzung berichtet die "Bild-Zeitung" am Donnerstag, die Auszüge aus dem Buch veröffentlicht. "Jesus von Nazareth. Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung" erscheint weltweit am Donnerstag der kommenden Woche. Das knapp 370 Seiten umfassende Buch kommt in acht Sprachen heraus.

Nach Benedikts Überzeugung haben nicht "die Juden" den Tod von Jesus verlangt, eine solche Formulierung im Matthäus-Evangelium entspreche "sicher nicht" den historischen Fakten. Nur zwei Gruppen hätten auf die Verurteilung durch Pontius Pilatus gedrängt, wobei aber auch Johannes "die Juden" als fordernde Partei nenne, fasst die Zeitung zusammen. "Aber dieser Ausdruck bezeichnet bei Johannes keineswegs - wie der moderne Leser vielleicht zu lesen geneigt ist - das Volk Israel als solches, noch weniger hat er 'rassistischen' Charakter", so Benedikt. Gemeint sei die "Tempel-Aristokratie". Im Evangelium nach Markus würden neben diesem Kreis noch die Anhänger des ebenfalls vom Tode bedrohten Mörders Barabbas genannt.

Vom Einzug in Jerusalem bis Auferstehung

Auf den rund 380 Seiten des Buches beschreibt Benedikt XVI. vor allem die Ereignisse der letzten Lebenswoche Jesu - vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung und Auferstehung. Gegliedert sei der Band in ein Vorwort, neun Kapitel und einen Epilog. Das letzte Kapitel handelt vom "zentralen und grundlegenden Ereignis des Christentums", der Auferstehung Jesu von den Toten. Benedikt XVI. gehe der Frage nach, was Auferstehung bedeute. Er analysiere die unterschiedlichen Zeugenaussagen zu diesem Ereignis, und behandle das "Rätsel des leeren Grabes".

Der Epilog stehe dann unter dem Titel "Jesus fährt in den Himmel auf, Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit". Dabei unterstreiche der Papst auch die Notwendigkeit einer Neuevangelisierung, schreibt die Mailänder Zeitung "Il Giornale".

150.000 Stück Auflage

Im deutschen Sprachraum wird das Buch mit einer Auflage von 150.000 Exemplaren starten. Der Papst will die Geschichte des Jesus erzählen und beschäftigt sich mit dessen Leiden, Tod und Auferstehung. An dem Werk hat Joseph Ratzinger zwei Jahre lang gearbeitet.

Der erste Teil von Benedikts Jesus-Buch, "Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung" war im April 2007 zum 80. Geburtstag des Papstes erschienen und schon in der ersten Woche auf die Bestsellerlisten gekommen.

(Ag.)

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