Wiener Spitäler: Nur noch sieben Standorte bis 2030

Das AKH in Wien
Das AKH in Wien(c) APA (Helmut Fohringer)
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Statt bisher 12 Gemeindekrankenhäuser soll es nach der Reform nur noch sieben Spitäler in Wien geben. Die Häuser sollen als medizinische Schwerpunkteinrichtungen geführt werden.

Die Stadt Wien bringt eine größer angelegte Spitalsreform auf den Weg. Bis 2030 soll es durch Umstrukturierungen und teilweise Schließungen von Standorten nur noch sieben statt bisher 12 Gemeindespitäler geben. Die Häuser sollen aufeinander abgestimmt sein und großteils als medizinische Schwerpunkteinrichtungen geführt werden. Das kündigte SP-Sozialstadträtin Sonja Wehsely am Donnerstag am Rande der SP-Klubtagung in Rust an.

Neben den bereits bekannten Umsiedlungsplänen für das Krankenhaus Floridsdorf, die Semmelweis-Frauenklinik und das Orthopädische Krankenhaus in Gersthof in das neue Großspital Nord, das 2015 seinen Teilbetrieb aufnehmen soll, wird das Kaiserin-Elisabeth-Spital bis 2015/2016 in ein Pflegewohnhaus mit sozialmedizinischer Betreuung umgewandelt. Das SMZ Sophienspital wird geschlossen, die Angebote werden in andere Häuser transferiert.

Sanierung zu teuer

"20 Jahre klingen weit weg, sind es aber nicht, wenn es darum geht, gewachsene Strukturen zu verändern", erklärte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Im Schnitt seien die Spitäler 80, fünf sogar mehr als 100 Jahre alt. Die Sanierung dieser Häuser wäre teuer, bringe aber keine Modernisierung in den Betriebsabläufen und den Strukturen. Die Investitionen würden letztendlich Ersparnisse im Betrieb bringen.

Die sieben bis 2030 verbleibende Gemeindespitäler werden "aufeinander abgestimmt" ihre Leistungen erbringen, betonte Wehsely. Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) werde weiter strukturell gestärkt. Zudem werde dort ein Kinderkompetenzzentrum ausgebaut.

Das Krankenhaus Hietzing wird einen neuen Schwerpunkt erhalten: Es wird zu einer Klinik für die Krankheiten Schlaganfall, Diabetes und Rheuma mit multidisziplinären chirurgischen Zentrum ausgebaut.

Das Kaiser-Franz-Josef-Spital wird erneuert, Baubeginn ist im Herbst, die Fertigstellung des notwendigen Teilneubaus bis 2015 geplant. Das Wilhelminenspital und das Otto-Wagner-Spital sollen aufgrund ihrer Nachbarschaft gemeinsame Versorgungsaufgaben übernehmen und gemeinsam geführt werden. Zudem wird die Akutgeriatrie des SMZ Sophienspital - es wird geschlossen - bis Ende 2016 in das Wilhelminenspital verlegt. Wie das Sophienspital nach seiner Schließung weiter verwertet wird, steht laut Wehsely noch nicht fest.

Das Krankenhaus Rudolfstiftung soll in ihrem chirurgischen Schwerpunkt gestärkt werden. Bis Ende 2012 übersiedelt dorthin außerdem die Chirurgie mit dem Schwerpunkt Schilddrüse sowie die Nuklearmedizin des Kaiserin-Elisabeth-Spitals, das in ein Pflegewohnhaus umgewandelt wird.

Das Donauspital bleibt mit seiner Versorgungsfunktion unverändert, jedoch werde der Intensivbereich gestärkt. Aus dem Krankenhaus Hietzing übersiedeln Teile der Neurologie in das Donauspital.

Das Krankenhaus Nord in Floridsdorf soll 2015 in Teilbetrieb gehen. Neben drei kompletten Gemeindespitälern werden auch Abteilungen aus dem Krankenhaus Hietzing, dem Otto-Wagner-Spital und dem Wilhelminenspital in den Neubau übersiedeln.

Ende für Pavillonsystem

Ein weiterer Punkt in der Spitalreform ist laut Wehsely, "vom Pavillonsystem wegzukommen hin zur geschlossenen Bauweise". Sie gab deshalb am Donnerstag Umbaupläne für das Wilhelminenspital und das Krankenhaus Hietzing bekannt. Bei diesen handelt es sich um Pavillonbauten, für die Um- und Zubauten vorgesehen sind.

Wie viel die geplanten Maßnahmen kosten werden, konnte Wehsely noch nicht sagen: "Das ist noch nicht bezifferbar." Derzeit sei die Planung im Gang. Jedoch würden allein durch die Veränderungen des Sophienspitals und des Kaiserin-Elisabeth-Spitals jährlich 28 Mio. Euro "freigemacht" werden können, die für die geplanten baulichen Investitionen verwendet würden.

"Zu viele Betten am falschen Ort"

Insgesamt umfasst das von Wehsely präsentierte "Spitalskonzept 2030" acht Punkte. Unter anderem soll die Struktur des Krankenanstaltenverbunds (KAV) modifiziert werden. So soll die Konzernspitze "klare Rahmenbedingungen" vorgeben, die Häuser aber mehr Verantwortung bekommen. Auch die Kostenkontrolle im Spitalbereich soll verstärkt werden. Überdies sollen Maßnahmen für "mehr Mitarbeiterzufriedenheit" gesetzt werden.

Die Schaffung von Tages- und Wochenkliniken und die Verkürzung der stationären Verweildauer der Patienten ermöglichten die Reduktion von stationären Betten, betonte Wehsely: "Wir haben zu viele Betten am falschen Ort." Mit Hilfe der Maßnahmen soll erreicht werden, dass das Wiener Gesundheitssystem auf weiter hohem Niveau sowie in öffentlicher Hand bleibt.

Freude bei Opposition und Grünen

Der Vorstoß von Wehsely wird sowohl vom grünen Regierungspartner als auch der Rathaus-Opposition begrüßt. Die FPÖ forderte jedoch eine Personalaufstockung. Die ÖVP hoffte, dass sich die Ankündigungen nicht als "leere Versprechungen" herausstellen.

"Endlich zeigt sich die Gesundheitsstadträtin dazu bereit, Forderungen der Opposition aufzunehmen und Doppelgleisigkeiten im Managementbereich in Zukunft zu vermeiden", so VP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. Man werde allerdings sehen, ob es nur bei Ankündigungen bleibe, "wie man das aus dem Gesundheitsressort schon allzu sehr gewohnt ist".

"Erfreut" ist auch die FPÖ: Die SPÖ habe nun die Notwendigkeit der Modernisierung von Wiens Spitälern begriffen. Es müsse aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit gehoben werden, so der nicht amtsführende Stadtrat David Lasar und Gemeinderat Peter Frigo in einer gemeinsamen Aussendung: "Bisher hat sich das Spitalmanagement im KAV eher als Hüter der Inkompetenz präsentiert." Vergessen werden dürfe zudem nicht auf die Aufstockung des Pflegepersonals sowie der Ärzte.

Uneingeschränkte Begeisterung herrschte hingegen beim grünen Koalitionspartner. Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz (G) zeigte sich "sehr erfreut" und sah jahrelange Forderungen der Grünen in diesem Bereich "voll" umgesetzt: "Das ist kein Kompromiss." Die Strukturreform bringe Qualitätssicherung, Kostentransparenz und bessere Personalplanung. Außerdem werde dadurch eine neue Spitallandschaft geschaffen. Eine Sanierung der bestehenden Pavillons wäre einer Kostenversenkung gleichgekommen, so Pilz.

(APA)

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