Telekom Srbija: Angebot 'beleidigend' und 'unannehmbar'

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THEMENBILD: TELEKOM AUSTRIA�(c) APA (Robert Jaeger)
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Die Telekom Austria bietet als einzige Firma für die serbische Telekom. Der Verkauf wird nun abgesagt.

Serbien wird laut Angaben von Ministerpräsident Mirko Cvetkovic den Verkauf der Telekom Srbija an die Telekom Austria abblasen. Die Regierung werde ihre 51 Prozent Beteiligung nicht unter dem Mindestpreis von 1,4 Milliarden Euro verkaufen, sagt Cvetkovic.

Das Angebot der Österreicher sei "beleidigend" und "weit unter dem festgelegten Mindestpreis", meinte der seit kurzem auch für die Telekommunikation zuständige neue Kulturminister Predrag Markovic. Auch etliche Belgrader Wirtschaftsexperten äußerten sich unisono negativ zum Angebot der Österreicher.

"Formale Bedingungen erfüllt"

Formal betrachtet habe die Telekom Austria die Ausschreibungsbedingungen erfüllt, meinte der Leiter der Arbeitsgruppe für die Privatisierung der Telekom Srbija, Vuk Djokovic. Die Belgrader Regierung hatte den Mindestpreis für die Telekom Srbija auf 1,4 Milliarden Euro gesetzt. Die Österreicher bieten 800 bis 950 Millionen Euro als Kaufpreis für 51 Prozent des serbischen Unternehmens. Rechnet man die versprochenen 450 Millionen Euro für Investitionen in den kommenden drei Jahren hinzu, ist der festgelegte Mindestpreis erreicht.

Belgrader Investitionsexperten sprachen sich Medien gegenüber gegen die Annahme des Angebots aus. Die Opposition, die in den letzten Wochen gegen den Verkauf der Telekom Srbija als erfolgreichstes staatliches Unternehmen mobilisierte hatte, sammelte laut eigenen Angaben bereits rund 100.000 Unterschriften gegen die Privatisierung. Als "absolut unannehmbar" für die Regierung wurde das Angebot von der Tageszeitung "Vecernje novosti" (Dienstag-Ausgabe) bezeichnet. "Es gibt keinen Käufer für die Telekom", titelte das Blatt seinen Bericht. "Der Verkauf der Telekom gescheitert", heißt es bei der Tageszeitung "Blic". "Österreicher haben absichtlich ein schlechtes Angebot gemacht", glaubt die "Tageszeitung "Danas".

Vier Angebote wurden erwartet

Die serbische Regierung hatte mindestens vier Angebote erwartet, mögliche Konkurrenten der Österreicher wie die Deutsche Telekom, France Telecom, die mexikanische America Movil, die türkische Turkcell oder die ägyptische Weather Investments hatten schon vor Ende der Angebotsfrist abgewunken. Die Telekom Austria stellte ihr Offert 15 Minuten vor dem Ablauf der Frist zu. Laut Telekom Austria hat Telekom Srbija 2010 einen geschätzten Umsatz von 1,157 Mrd. Euro erzielt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug 483 Mio. Euro, während die Nettoverschuldung bei 609 Mio. Euro lag. Insgesamt hat die Telekom Srbija 7,26 Millionen Mobilfunk- und 3,35 Millionen Festnetzkunden. Das Unternehmen hat serbischen Angaben zufolge rund 9.500 Mitarbeiter.

Der Staat hält 80 Prozent an der Telekom Srbija, weitere 20 Prozent befinden sich im Besitz der griechischen OTE, an der die Deutsche Telekom wiederum 30 Prozent hält. Die Griechen entschlossen sich nach wochenlangen Verhandlungen mit der Belgrader Regierung erst kürzlich zum Verkauf ihres Anteils. Potenzielle Käufer wurden informiert, dass zum Verkauf nun der Telekom-Srbija-Anteil der Griechen und ein 31-prozentiger Anteil des serbischen Staates stehen.

Nummer eins am Balkan?

Mit der Telekom Srbija würden die Österreicher zur Nummer Eins am Balkan. Die Serben sind Marktführer im eigenen Land und haben Beteiligungen in Bosnien und in Montenegro. Zu den heute 19,2 Millionen Mobilfunk-Kunden der TA in Mittel- und Osteuropa kämen weitere neun Millionen hinzu. Laut "Danas" würde ein Zuschlag für den Verkauf der Telekom Srbija sehr wahrscheinlich zu einer Fusion ihrer Mobilfunktochter MTS mit der Vip mobile, der serbischen TA-Mobilfunktochter, führen. Einwände der serbischen Wettbewerbskommission werden laut dem Blatt nicht erwartet. Im Mobilfunkbereich sind derzeit drei Unternehmen tätig, nebst MTS und Vip mobile auch die norwegische Telenor.

(APA)

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