"MQ genier dich": Streit um 25.000 Facebook-Fans

MQ Museumsquartier EnzoFoto: Clemens Fabry
MQ Museumsquartier EnzoFoto: Clemens Fabry(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ein Privatmann hatte eine erfolgreiche Fanseite für das Museumsquartier Wien betrieben. Das MQ übernahm die Seite "ohne Rücksprache". Als Aufwandsersatz sollte der Gründer nur ein "Goodie Pack" erhalten.

Mehr als 25.000 Fans auf einen Schlag bei Facebook - das dürfte dem Wiener Museumsquartier (MQ) nicht schwer fallen. Wie das aber zustande kam, wird nun heftig von Usern kritisiert. Im Februar 2009 hatte der Student Helmuth Lammer als Privatperson eine inoffizielle Seite für das Museumsquartier auf der Plattform gegründet und innerhalb von zwei Jahren mehr als 25.000 Fans angesammelt. Mit 1. April hat das MQ die inoffizielle Seite - und mit ihr alle Fans - übernommen. "Ohne weitere Rücksprache", wie Lammer am Freitag in einer Aussendung kritisierte. Das MQ entgegnete, man habe Kontakt aufgenommen, sich aber nicht einigen können.

Billige Abspeisung für jahrelange Arbeit

Wie Lammer in einer Aussendung angibt, wurde er am 23. März vom MQ kontaktiert. "Man bedanke sich für den Aufbau der Seite, die man nun selbst übernehmen wolle. Zwei Jahreskarten und ein 'Goodie Pack' bietet man im Gegenzug für 25.000 Facebook-Fans", so der Inhalt der Nachricht. Ebendiese Fans bedeuten aber "jahrelange Arbeit", so Lammer. "Das Museumsquartier kommt somit äußerst schnell und günstig an tausende Fans." Mit 1. April erfolgte die Übernahme; Lammer hat nun keinen Zugriff mehr auf seine Seite.

In einer Stellungnahme betonte das MQ, Lammer habe auf der Seite keine Angaben seiner Person gemacht. Zahlreiche Menschen seien daher der Seite beigetreten, "im Glauben es handle sich dabei um die offizielle Präsenz des MQ auf Facebook". Da Lammer keine Kontaktinfos angegeben hatte, "beantragte das MQ die Zusammenlegung der Facebook-Page von Herrn Lammer mit der des MuseumsQuartier Wien". Auf die folgende Kontaktaufnahme am 23. März habe Lammer "mit einer finanziellen Forderung als Abgeltung für die vorhandenen Fans" reagiert - eine Einigung gab es nicht, "was seinen Unmut erklären dürfte", so das MQ in der Aussendung.

"Bizarre Vorgehensweise"

Seinen Unmut erklärt Lammer auf der nun offiziellen Facebook-Seite als Kommentar damit, "wie die Aktion von Statten ging". "Das brutale Übernehmen von usergenerierten Inhalten und eingliedern in die eigene Marketingabteilung" widerspreche "der offenen Kultur in sozialen Netzwerken" und solle von den Fans abgestraft werden. Auch die User schalten sich im Streit ein, verurteilen in Postings die Wandlung einer Informations- zur "Werbeseite". Ein User kritisierte die "bizarre Vorgehensweise, wenn eine Fanseite gleich vom Unternehmen übernommen wird" und zog das Abonnieren der Seite, was auf Facebook mit dem "Gefällt mir"-Button passiert, zurück. "MQ genier dich" schreibt ein Fan, während ein anderer es gar nicht glauben kann: "Ich hoffe doch sehr es handelt sich hier nur um einen (schlechten) April-Scherz."

(APA)

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