Bart Adam: "In manchen Bereichen sind wir effizienter"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bart Adam, Europa-Chef von Securitas, will von der Republik Österreich mehr Aufgaben übertragen bekommen: "Die Staaten werden mehr Agenden in private Hände auslagern müssen."

Securitas ist die größte Sicherheitsfirma der Welt. Sie beschäftigt 280.000 Mitarbeiter, in drei Jahren sollen es über 300.000 sein. Können Sie die Bürger besser beschützen als der Staat?

Bart Adam: So würde ich das nicht sagen. Aber in manchen Bereichen sind wir mit Sicherheit effizienter, weil wir Konzepte bis ins kleinste Detail perfektionieren. Der Staat hat eine viel breitere Verantwortung, wir arbeiten mit ihm zusammen und übernehmen gewisse Teilbereiche.

Sie picken sich also die Rosinen heraus.

Natürlich sind wir ein auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen. Grundsätzlich würden wir uns aber noch viel mehr Kompetenzen wünschen, vor allem in Österreich.

Das hängt vielleicht damit zusammen, dass hierzulande die Bürger der Polizei mehr vertrauen als Ihnen. Haben Sie ein Imageproblem?

Da ist sicher was dran, aber in anderen Ländern ist das nicht mehr so. Das hängt mit unseren Kompetenzen zusammen. In Schweden und Holland dürfen wir beispielsweise auch Menschen festnehmen. Dort haben wir einfach ein besseres Standing. Vertraut uns die Regierung, steigt der Respekt der Leute und unser Image wird automatisch ein besseres.

Mehr als ein Drittel Ihrer Mitarbeiter in Österreich kommt direkt vom Arbeitsmarktservice. Glauben Sie nicht, dass man ehemalige Langzeitarbeitslose etwas überfordert, wenn sie plötzlich Leute verhaften dürfen?

Wir arbeiten immer eng mit den Behörden zusammen, das möchte ich wirklich betonen. Die Vorgaben kommen vom Staat, das Training unserer Leute im Hoheitsbereich ebenfalls. Natürlich würden wir auch in Österreich nur entsprechend Qualifizierte in solch sensiblen Bereichen einsetzen.

Was die Rekrutierung von Arbeitslosen betrifft, ist es einfach so, dass wir jungen Menschen eine neue Chance im Leben geben wollen. Bei uns gibt es Aufstiegschancen. Viele beginnen als Nachtwächter und wechseln nachher zum Beispiel in die Administration. Manche wechseln auch woanders hin, es schaut ganz einfach gut am Lebenslauf aus, wenn man für uns gearbeitet hat.

Es liegt also nicht etwa daran, dass Sie so besonders günstige Arbeitskräfte bekommen? In Deutschland stehen Sie unter anderem auch deswegen im Zentrum der Kritik der Gewerkschaften.

Sie haben recht, die Arbeitskonditionen für unsere Leute in Deutschland und Österreich könnten tatsächlich besser sein. Wir würden gern höhere Löhne bezahlen, aber die äußerst strengen gesetzlichen Rahmenbedingungen erschweren uns das.

Wie das? Noch gibt es selbst in Österreich kein Gesetz, das es verbietet, höhere Löhne zu bezahlen.

Das nicht, doch jene Sicherheitsbereiche, für die hohe Qualifikation nötig ist, dürfen wir nicht abdecken. Und in allen anderen Bereichen herrscht mittlerweile enormer Wettbewerb. Zahlen wir mehr, müssten wir unsere Preise erhöhen, dann gingen unsere Kunden zur Konkurrenz.

Glauben Sie, dass Österreich künftig mehr Sicherheitsdienste auslagern wird? Wohin wird sich das Verhältnis Staat versus Private im Sicherheitsbereich entwickeln?

Die Staaten werden mehr Agenden in private Hände auslagern müssen, weil es schlicht und einfach effizienter ist, weil wir in bestimmten Bereichen schlicht und einfach besser sind. Grundsätzlich bleibt das Gewaltmonopol beim Staat, und das ist auch gut so. Die Zusammenarbeit wird aber intensiver werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2011)

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