Herabstürzende Fassadenteile: Wien stellt Gerüste auf

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Symbolbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vor allem im innerstädtischen Bereich hat die Baupolizei zuletzt Gerüste zum Schutz der Passanten vorgeschrieben, damit niemand von herabstürzenden Teilen getroffen wird - allerdings auf Kosten der Hausbesitzer.

Wien/Mpm/Eko. Gerüste stehen schon einige rund um die U6-Station Josefstädter Straße. Nur saniert wird noch nicht. Das bereits zu Jahresbeginn errichtete Baugerüst an der Außenfassade dient nur dem Schutz der Passanten – damit niemand vom Verputz, der zum Teil in großen Stücken abbröckelt, getroffen wird. „Es hat massive Beschwerden gegeben“, sagt Veronika Mickel (VP), Bezirksvorsteherin der Josefstadt. „Ich will endlich einen verbindlichen Zeitplan, wann renoviert wird.“

Den gibt es aber nicht. Man sei in „bauvorbereitenden Maßnahmen“, heißt es bei den Wiener Linien. Von der zuständigen Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SP) wurde Mickel ein Renovierungsbeginn im Juli zugesichert. Immerhin, denn ursprünglich war die Sanierung wegen fehlender Mittel noch später geplant gewesen. Allerdings werden zunächst die Bahnsteige saniert. „Ein erster Schritt“, sagt Mickel, „aber mir fehlt das Gesamtkonzept.“

Den Anblick der eingerüsteten Außenfassade der Otto-Wagner-Station werden die Bewohner wohl noch länger ertragen müssen: Denn sie soll als letzter Schritt angegangen werden. „Das wird sich“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries, „sicher bis 2012 ziehen.“ Eine vorübergehende Totalsperre der U6-Station wolle man aber, so Gries, unbedingt vermeiden. Ganz ausschließen könne man sie aber nicht.

Hausbesitzer muss Kosten tragen

Die U6-Station ist allerdings bei Weitem nicht das einzige Gebäude, bei dem Passanten mittels Gerüst vor herabstürzenden Teilen geschützt werden sollen. In der Umgebung finden sich gleich an mehreren Häuserfassaden derartige Gerüste – zwei stehen in der Badhausgasse in Neubau, an der Ecke Kellermanngasse/Neustiftgasse findet man sie ebenfalls gleich an zwei Gebäuden. Ein wenig für den Anblick sensibilisiert, entdeckt man sie fast überall in der Stadt.

Allerdings: „Der Eindruck, dass es immer mehr werden, täuscht“, sagt Otto Eckl, Leiter der Gruppe Technische Ersatzmaßnahmen in der MA 25 (Prüfstelle für Wohnhäuser). „Derzeit hat sich das aber vor allem im innerstädtischen Bereich gehäuft.“ Eckl ist dafür zuständig, dass derartige Gerüste aufgestellt werden – als notstandspolizeiliche Maßnahme, wenn Gefahr droht.

Die Initiative dazu kommt von der MA37, der Baupolizei, die dann ein solches Gerüst in Auftrag geben und dem Hausbesitzer Sanierungsmaßnahmen vorschreiben kann. Und: Laut Bauordnung kann dies auch geschehen, ohne dass der Hauseigentümer darüber informiert werden muss. Sobald das Gerüst steht, geht es in den Besitz des Eigentümers über – der dafür auch die Kosten übernehmen muss. So wie er auch die weiteren Kosten tragen muss, wenn die MA 48 wegen Gefahr Teile der Straße sperren müsste.

Dem Hausbesitzer wird schließlich der Auftrag übermittelt, sich um die Sanierung der Fassade zu kümmern – inklusive einer Frist, bis wann das zu geschehen hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2011)

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...aber bitte nicht vor meiner Haustür!

Süchtige und Obdachlose sind schwierige Nachbarn. Sie mithilfe der Polizei von einer Station zur nächsten zu treiben löst das Problem nicht.

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