Der Meister des Liedes

Meister Liedes
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Die Salzburger Festspiele präsentieren im Rahmen der
Mahler-Szenen die Lieder und Symphonien
Gustav Mahlers in selten gehörter Dichte.

Mahler-Jahr in Salzburg: Intendant Markus Hinterhäuser könnte es sich leicht machen und viele Symphonien mit bedeutenden Dirigenten ansetzen. Tatsächlich hat der Festspielchef für den Auftakt ein Mahler’sches Werk gefunden, das von einem der herausragenden Mahler-Interpreten unserer Zeit noch nie dirigiert worden ist: „Das klagende Lied“ erlebt seine Erstaufführung im Festspielhaus unter der Leitung von Pierre Boulez!

In diesem Frühwerk versucht sich Mahler erstmals in jener für ihn später so charakteristischen Mischung von symphonischen und oratorischen Elementen, die den Konzertsaal auf eigenwillige Weise zu einer Bühne machen. Weniger verdeckt als in den späteren Symphonien wird hier wie in einer Märchenoper eine – hintergründig verschlüsselte – Handlung erzählt.

Wir finden damit am Beginn der Festspiele in eine Welt, die uns bis zum Finale, Ende August, nicht mehr loslassen wird – und die den Komponisten Mahler und seine Gedanken auf neue Weise erschließen können.

Mahler, das ist zuallererst einmal der Meister des Liedes, der kleinen Form, die – wie er selbst später von seiner Vierten Symphonie sagt – „bald vom kleinen ins große Einmaleins“ übergehen kann, dann nämlich, wenn musikalische und programmatische Gedanken zu wuchern beginnen und fortwährend neue Zweige treiben. Wie Kompositionen vom Format der Vierten Symphonie aus früheren Werken – im konkreten Fall der Dritten – herauswachsen und während des Kompositionsprozesses ganz eigenwillige Formen annehmen, stellen viele Lieder Mahlers Wurzeln größerer, symphonischer Architekturen dar. So finden sich in manchen Symphonien ganze Lieder wieder. In manch anderen finden Zitate aus Gesängen nach „Des Knaben Wunderhorn“ oder eigenen Texten als melodisches Material Verwendung. Mahler vernetzt auf diese Weise sein Liedschaffen mit seinen Symphonien.

Nun führen die „Mahler-Szenen“ der diesjährigen Salzburger Festspiele die symphonische Welt Mahlers auf die Klanglichkeit seiner Lieder zurück. Noch nie konnte man in solcher Dichte Lieder Mahlers und Symphonien in kammermusikalischen Versionen nebeneinander hören. Von Erwin Steins Arrangement der Vierten (mit Christiane Karg als Solistin am 27. Juli) über eine Konfrontation von Gesängen Mahlers mit solchen des russischen „Mahlerianers“ Schostakowitsch (Matthias Goerne, 29. Juli) bis zur Klavierversion des „Lieds von der Erde“ (András Schiff mit Piotr Beczala und Christian Gerhaher, 6. August) spannt sich der Bogen. Mahlers eigenes – nur einsätzig gebliebenes – Klavierquartett (8. August) ergänzt dieses Angebot ebenso wie die Konfrontation zweier Werke, die mit Mahler viel zu tun haben, im Konzert des RSO Wien unter Cornelius Meister (14. August): Alban Bergs Violinkonzert (Solo: Patricia Kopatchinskaja) und Hans Rotts Symphonie in E-Dur, Musik eines Studienkollegen Mahlers, von der sich Anklänge in mehreren Mahler’schen Symphonien finden. Tönende Quellenkunde.

Tipp

Mahler-Szenen

Konzertreihe
27. 7. bis 14. 8. 2011 an diversen Spielorten

Detaillierte Informationen zu Terminen, Werken und Interpreten
www.salzburgfestival.at

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