Die AKW-Katastrophe ist wohl schlimmer als befürchtet: Einer offiziellen Untersuchung zufolge könnte die innere Schutzhülle durchbrochen sein, berichtet die japanische Regierung.
Bei der Katastrophe im AKW Fukushima Eins könnte es in einigen Reaktoren zu einer so starken Kernschmelze gekommen sein, dass sich der Brennstoff durch die Reaktordruckbehälter gefressen hat. Die japanische Regierung stellte am Dienstag einen Bericht über die Atomunfälle in dem Kernkraftwerk vor, den sie der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) übermitteln will. Mit der Untersuchung und deren Veröffentlichung will die japanische Regierung nach eigenen Angaben verhindern, dass sich solche schwere Unfälle wiederholen.
Es dauere sehr lange, einen Unfall dieser Tragweite zu analysieren, sagte Goshi Hosono, Berater von Regierungschef Naoto Kan, auf einer Pressekonferenz in Tokio. "Wir haben aber entschieden, der internationalen Gemeinschaft mitzuteilen, was wir bis jetzt wissen." Nur so könne das verlorene Vertrauen in Japan wiedergewonnen werden. Dem Bericht zufolge fand in den Reaktoren 1, 2 und 3 der Anlage eine Kernschmelze statt. Es sei zudem "möglich", dass der Brennstoff durch den inneren Reaktorbehälter hindurch auf den Boden des äußeren Sicherheitsbehälters getropft ist. Gleichwohl seien dies Vermutungen, da Untersuchungen im Inneren der beschädigten Reaktorgebäude noch unmöglich seien.
Tepco, der Betreiber der Anlage, hatte bereits im vergangenen Monat eingestanden, dass eine teilweise oder komplette Kernschmelze in einigen Reaktoren stattfand, von einer Durchschmelze sprach der Konzern aber nicht. Fukushima war durch das schwere Erdbeben und den anschließenden Tsunami Mitte März stark beschädigt worden. Durch die Naturkatastrophen waren die Kühlsysteme in den Reaktorgebäuden ausgefallen. Die Brennstäbe müssen aber fortlaufend gekühlt werden, damit sie nicht schmelzen.
IAEA kritisiert fehlende Unabhängigkeit
Die Regierung entschuldigt sich in ihrem Bericht für die Atomkatastrophe und gesteht ein, dass Japan auf solch einen schlimmen Unfall nicht vorbereitet war. Die IAEA war mit einem eigenen Expertenteam vor Ort kürzlich bereits zu der Feststellung gelangt, dass Japan die Risiken der Atomkatastrophe und deren Folgen unterschätzte. Japan kündigte nun Reformen bei seiner Atomsicherheit an. So soll etwa Japans Behörde für nukleare Sicherheit vom Industrie- und Handelsministerium abgekoppelt werden, dem sie derzeit untersteht. Die IAEA hatte die fehlende Unabhängigkeit der Aufsichtsbehörde bereits kritisiert.
(Ag.)