DDR-Maler Bernhard Heisig verstorben

Deutscher Maler Bernhard Heisig
Deutscher Maler Bernhard Heisig(c) Dapd (Sebastian Willnow)
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Ein großer Umstrittener ist tot: Bernhard Heisig gilt als Mitbegründer der "Leipziger Schule". Er war einer der widersprüchlichsten Künstler der Nachkriegszeit.

Einer der wichtigsten Vertreter der DDR-Kunst ist tot: Der Maler Bernhard Heisig starb am Freitag im Alter von 86 Jahren in seinem Wohnort Strodehne an der Havel in Brandenburg. Dies teilte sein Galerist Rüdiger Küttner mit. Heisig hatte im März zwei Schlaganfälle erlitten. Der 1925 in Breslau geborene Maler, Grafiker und Zeichner gilt neben Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer als Gründer der "Leipziger Schule".

Bei Waffen-SS und SED

Heisig zählte zu den widersprüchlichsten Künstlern im Nachkriegsdeutschland. Als Jugendlicher trat er in die Waffen-SS ein, später ehrte ihn die DDR. Nach dem Mauerfall gab Heisig seine Preise zurück und trat aus der SED aus.

1998 wurde er für den Auftrag, die Cafeteria des Bundestages im Berliner Reichstag auszugestalten nominiert - wegen seiner staatstragenden Rolle in der DDR und weil er sich als Freiwilliger zur Waffen-SS gemeldet hatte, gab es zunächst Widerstand. Nach langer Debatte schuf Heisig dann einen sechs Meter langen Geschichtsfries für den Raum. Im März 2005 eröffnete der damalige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) eine Retrospektive im Museum der Bildenden Künste in Leipzig.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) reagierte "mit Bestürzung und Anteilnahme" auf den Tod des Malers. "Bernhard Heisig war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Maler und Grafiker. Er war als einer der wichtigsten Repräsentanten der DDR-Kunst einer der Gründervater der Leipziger Malschule", erklärte Neumann in Berlin. "Geprägt von leidvollen eigenen biografischen Erfahrungen hat er sich in seinem Werk kraftvoll und emotional immer wieder mit dem Krieg und den Themen individueller Verstrickung und Anpassung sowie der Verantwortung von Tätern, Opfern, Mitläufern auseinandergesetzt."

"Die Wut der Bilder"

Heisigs Bilder kreisen zwischen Geschichte und Gegenwart. Er versuchte zunächst durch heftige Pinselstriche die Verstrickung in unmenschliche Verhältnisse zu bewältigen. Die Erfahrungen als junger Mann im Krieg waren Wunden, die nicht verheilten. Wohlgesonnene nannten ihn "Jahrhundertkünstler" und verglichen ihn mit Otto Dix und Max Beckmann, zu seinen Vorbildern zählten diese ebenso wie Oskar Kokoschka. Für die Gegner gehörte er zu den "DDR-Staatskünstlern". Eine Heisig-Retrospektive in Leipzig nannte sich programmatisch "Die Wut der Bilder".

Der Maler wurde auch als sehr guter realistischer Zeichner geachtet. "Dafür habe ich in der DDR das geeignete Klima gefunden", sagte Heisig einmal. In seinen Bildern erzählte er von der Pariser Kommune oder zeigte seine brennende Geburtsstadt Breslau. Später beschäftigte er sich mit Porträts: Fontane, Bach und Goethe, aber auch der Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg und der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD).

Heisig war 1961 Professor und Rektor der Kunsthochschule Leipzig geworden, wurde 1964 aber nach Kritik an der SED-Kulturpolitik wieder abgesetzt. 1976 kehrte er für gut zehn Jahre an die Hochschule zurück. Die von Heisig mitbegründete "Leipziger Schule", aus der etwa Neo Rauch hervorging, verband hohen künstlerischen Anspruch mit bewusster Gesellschaftsanalyse. 1992 zog er aufs Land - nach Strodehne an der Havel. Das Atelier teilte er dort mit seiner Frau Gudrun Brüne.

(Ag.)

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