Flüchtlingszahlen auf dem höchsten Stand seit 15 Jahren

Fluchtlinge Pakistan
Fluchtlinge Pakistan(c) EPA (Matiullah Achakzai)
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Weltweit gab es 2010 knapp 44 Millionen Flüchtlinge, um 400.000 mehr als im Jahr davor. 80 Prozent kamen in Entwicklungsländern unter, berichtet das UNHCR zum heutigen Weltflüchtlingstag.

Die Zahl der Flüchtlinge hat weltweit einen neuen Höchststand erreicht. Mit rund 43,7 Millionen Menschen, die sich wegen Kriegen und Naturkatastrophen in ihren Heimatländern auf der Flucht befänden, sei sie im vergangenen Jahr so hoch gewesen wie seit 15 Jahren nicht mehr, teilte das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR anlässlich des Weltflüchtlingstags am Montag in seinem Jahresbericht mit. Innerhalb eines Jahres sei die Zahl der Flüchtlinge um etwa 400.000 Menschen gestiegen. Insgesamt flohen demnach etwa 15,6 Millionen Menschen aus ihren Ländern, weitere 27,5 Millionen befanden sich innerhalb ihrer Heimatstaaten auf der Flucht. Papst Benedikt XVI. appellierte an die Staaten, allen Schutz- und Zufluchtsuchenden Aufnahme zu gewähren, bis eine gesicherte Rückkehr in ihre Heimat möglich ist.

Die Entwicklungsländer tragen dabei die Hauptlast: Nur jeder fünfte Flüchtling lebt in Industrieländern. Die größten Flüchtlingsbevölkerungen der Welt lebten 2010 in Pakistan (1,9 Millionen), im Iran (1,1) und in Syrien (1,0). Zum Vergleich: Österreich nahm 2010 42.630 Flüchtlinge auf. Afghanistan, der Irak, Somalia, die Demokratische Republik Kongo und der Sudan gehören seit zehn Jahren zu den Hauptherkunftsländern von Flüchtlingen.

Besorgniserregend für das UNHCR ist die steigende Zahl an Binnenflüchtlingen und Langzeitvertriebenen: 7,2 Millionen waren 2010 bereits fünf oder mehr Jahre im Exil - die höchste Zahl seit 2001. Mit 27,5 Millionen Binnenflüchtlingen wurde der höchste Wert seit einem Jahrzehnt erreicht - und das trotz 2,9 Millionen Heimkehrern. Die aktuellen Fluchtbewegungen aus Libyen, Cote d'Ivoire und Syrien sind noch nicht in dem Bericht enthalten.

"Ängste vor Massenbewegung übertrieben"

UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres kritisierte bei der Vorstellung des Berichts, es gebe "in der heutigen Welt beängstigende Sinnestäuschungen über Flüchtlingsbewegungen". Die Angst vor riesigen Flüchtlingsströmen in Industrieländer sei übertrieben und werde mit anderen Wanderungsbewegungen vermischt. "Die hauptsächliche Last müssen inzwischen ärmere Staaten tragen", sagte Guterres. Zu Fluchtbewegungen nach den Umbrüchen in Nordafrika und im Nahen Osten, die der Bericht noch nicht berücksichtigte, sagte Guterres' Stellvertreter Alexander Aleinikoff, ein Großteil der dortigen Flüchtlinge bleibe in der Region.

"Das Leben der Betroffenen endet für unbestimmte Zeit in einer Warteschleife", sagte Guterres. "Entwicklungsländer können die damit verbundenen Belastungen nicht länger tragen. Die Industriestaaten müssen sich mit diesem Ungleichgewicht befassen. Wir brauchen höhere Aufnahmekontingente bei der Neuansiedlung von Flüchtlingen aus Erstzufluchtstaaten (Resettlement). Und wir benötigen nachhaltige Friedensbemühungen bei dauerhaften Konflikten, damit Flüchtlinge nach Hause zurückkehren können."

UNHCR

Bei der Gründung von UNHCR vor 60 Jahren kümmerte sich die Organisation um 2,1 Millionen Europäer und Europäerinnen, die infolge des Zweiten Weltkrieges entwurzelt worden waren. Heute ist UNHCR in mehr als 120 Staaten tätig. Die Arbeit gilt nicht nur Flüchtlingen, die eine internationale Grenze überquert haben, sondern auch Binnenvertriebenen.

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(Ag./Red.)

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