Dorotheum: Präsentiert das Gewehr!

Dorotheum Praesentiert Gewehr
Dorotheum Praesentiert Gewehr(c) Dorotheum
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Versteigerung historischer Waffen im Dorotheum. Die Habsburger-Nostalgie blüht in den ehemaligen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Der Zauber der Montur wird sich kommenden Dienstag im Wiener Palais Dorotheum verbreiten: Historische Waffen, Uniformen, Militaria werden angeboten. Wer kauft? „Es gibt einen Nostalgietrend in den Ländern der ehemaligen Monarchie“, erzählt Waffenexperte Karl Hellmer. Schießen sollte man mit historischen Waffen lieber nicht, sondern sie schonen. Die Repliken für Traditionsverbände – einer stellte z.B. 2009 die Schlacht bei Wagram gegen Napoleon nach – sind ein eigener Markt. Was sind die Highlights der kommenden Auktion? Z. B. die Steinschlossbüchse „Franz Heintz“ (Katalog Nr. 185) aus der Gewehrkammer der Fürsten Liechtenstein. Franz Heintz war Junker und stammte aus einer Familie von Büchsenmachern (Rufpreis: 7000 Euro).

Oder: Die Perkussions-Doppelbüchse „Mayer in Wien“ aus der Hof-Gewehr-Kammer, sie wurde bereits in den 1920er-Jahren im Dorotheum verkauft, für 25 Schilling (Kat. Nr. 197, Schätzpreis: 3000 Euro).


Jagd wird immer beliebter. Historische Waffen sind jene vor 1871. Für sie braucht man, anders als für Jagdwaffen, keine Waffenbesitzkarte. Die Jagdwaffen sind eine eigene Kategorie, die letzte Auktion war am 18. Juni, die nächste ist erst im Herbst. Ist Waffenbesitz ein Zeichen von Aggression, etwa wie in den USA, wenn man sich an den Michael-Moore-Film „Bowling for Columbine“ erinnert? „Wohl kaum“, sagt Jagdwaffenexperte und Büchsenmacher Martin Kruschitz: „In New York gibt es ein absolutes Waffenverbot, trotzdem eine besonders hohe Kriminalität. In Texas, wo einige Counties in puncto Waffen sehr liberal sind, ist der Missbrauch deutlich geringer. Ich glaube auch nicht, dass Prominente aus Politik und Wirtschaft froh sind, als Waffennarren diffamiert zu werden. Das ist ein sehr plakativer Begriff für das Waidwerk.“ Dieses erfreut sich, wie Kruschitz beobachtet, wachsender Beliebtheit: Abgesehen vom Prestige und der Überlegung, dass Jagd wie Golf dem beruflichen Fortkommen nützlich sein könnte, spiele der Natur-Boom eine Rolle und das Wildpret. „Die Kandidatenzahlen für die Jagdprüfung sind steil nach oben gegangen“, so Kruschitz. Starkoch Jamie Oliver outete sich in seinen Büchern als Jagdfan und bietet entsprechende Rezepte. Der Preisunterschied zwischen gebrauchten und neuen Jagdwaffen ist übrigens enorm: 140 gegenüber 2000 Euro.

Bei der Militaria-Versteigerung am Dienstag werden nicht nur Waffen verschiedenster Art (Säbel, Bajonette, Pistolen, Flinten), sondern auch Uniformen und Kunstwerke offeriert. Hier spielt ebenfalls die Habsburger-Nostalgie eine Rolle. Experte Friedrich Mayer empfiehlt etwa eine Tschapka, die Kopfbedeckung der Ulanen. Unter den dreien, die versteigert werden, ist aber nur eine wirklich etwas Besonderes: die Katalognummer 224, die dunkelgrüne (Rufpreis: 1400 Euro).

Bei den Bildern wird Kaiser Franz Josephs letztes Pferd gewiss einen Abnehmer finden: der Fuchshengst Marscha von F. Bauer 1914 (Kat. 385, 200Euro). Bekannter sind die Militär-Maler Ludwig Koch, Fritz Schönpflug, Alexander Pock. Ein Husarenoffizier zu Pferde springt über eine Barriere (Koch, 300 Euro), ein Wäschermädel tanzt mit einem Deutschmeister (Schönpflug, Katalog 341, 400 Euro), ein Einjährig-Freiwilliger in Paradeadjustierung (Pock, 240 Euro). Jetzt weiß man, wo sich Kostümbildner für Schnitzler-Aufführungen inspirieren lassen.


Erben verkaufen Sammlungen. Einerseits werden größere Sammlungen von Erben verkauft, andererseits kommen viele junge Interessenten. Vier dieser Auktionen historischer Militaria gibt es pro Jahr im Dorotheum. 360 bis 400 Objekte werden jeweils angeboten. Heuer mussten zwei Sonderauktionen eingeschoben werden, weil das Angebot so groß war. Und manchmal gibt es richtige Höhenflüge, so wurde einmal ein Säbel mit osmanisch-albanischem Hintergrund für 20.000 Euro verkauft, Perkussions-Pistolen von einem bekannten französischen Büchsenmacher gar für 22.000 Euro. Die Preise sind auch in Dollar angegeben.

Allerdings finden sich bei diesen Versteigerungen vor allem Kenner und Freunde des k. u. k. Militärs ein, denn hier ist das Angebot am größten und qualitätvollsten (Besichtigung Mo. 27./10–18h, Dienstag 28./10–14h, danach beginnt die Versteigerung).

Wer keine Militaria mag, aber nostalgische Gefühle hegt, deckt sich mit Sisi-Mode ein (1. Annagasse 11).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2011)

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