Forscher warnen vor der Zerstörung der prähistorischen Siedlungen durch Schiffsverkehr und Uferbebauung. Erst am Montag sind die Pfahlbauten in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden.
Am Montag wurden die prähistorischen Pfahlbauten von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben, nun warnen Forscher vor ihrer Zerstörung: Immer mehr Schiffsverkehr und Uferbebauung bedrohen die Pfahlbauten in den Voralpenseen, wie das deutsche Landesamt für Denkmalpflege am Mittwoch bei einer Tagung in Gaienhofen am Bodensee mitteilte. Die Erhaltungschancen einiger Fundstätten hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verschlechtert.
Auch der Rückgang des Röhrichts sowie sinkende Wasserstände beschleunigten die Abspülung. Zunehmend würden Sand- und Seekreidesedimente aus der Uferzone der Seen hinaus getragen, so dass viele Pfahlbausiedlungen ihre schützende Deckschicht verlören und allmählich zerstört würden.
Die Welterbe-Stätten in Österreich
"In den vergangenen Monaten konnte die Basis für weitere Schutz- und Monitoringverfahren gelegt werden, um die prähistorischen Pfahlbauten zu überwachen", sagte die Koordinatorin Marion Heumüller. "Wichtig ist, dass grenzüberschreitend und interdisziplinär gearbeitet werden konnte."
Die Seenforscher, Physiker und Sedimentologen untersuchten mit unterschiedlichen Methoden die Mechanismen der Wellendynamik und Ablagerungen. Auch umweltschonende und nachhaltige Schutzkonstruktionen sollten erprobt und optimiert werden.
So wurden zum Beispiel Kiesschichten ausgebracht, die gefährdete Funde für die Zukunft bewahren sollen. Zusammen mit Archäologen wurden zudem Konzepte zur großflächigen Überwachung der Fundstellen getestet, darunter hydroakustische und andere technische Verfahren. Die Tagung in Gaienhofen-Hemmenhofen bildet den Abschluss des von der EU geförderten Interreg IV-Projektes "Erosion und Denkmalschutz am Bodensee und Zürichsee".
111 Stätten in sechs Ländern, darunter fünf in Österreich, sind von der UNESCO geschützt. Die Maßnahme fördert die "Entwicklung adäquater Schutzmaßnahmen", sagt Kulturministerin Claudia Schmied.