Zwei Moscheen für Graz kurz vor Baustart: Furcht unbegründet

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Symbolbild(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Der Vereinssprecher der bosnisch-muslimischen Gemeinde beruhigt. Die Parteien stehen mehrheitlich hinter Mehrzweckprojekten der Muslime. Bauzeit soll zwischen sechs und zwölf Monate betragen und 2012 beginnen.

Graz. Am 21. September wird die Entscheidung im Architektenwettbewerb fallen. Dann soll feststehen, wie die Moschee der bosnisch-muslimischen Gemeinde in der Grazer Herrgottwiesgasse aussehen wird. „Das Gebäude wird sich architektonisch gut einpassen“, beruhigt Vereinssprecher Emir Serdarevic. Auch die von Kritikern immer wieder vorgebrachte Warnung vor einem Minarett entkräftet Serdarevic im Gespräch mit der „Presse“.

De facto sei nur ein „kleines Symbol“ ohne „funktionelle Bedeutung“ vorgesehen. „Es wird den Bau nur verschönern. Es muss sich niemand davor fürchten“, sagt der Vereinssprecher. Bisher hat die aus rund 800 aktiven Familien bestehende bosnische Gemeinde bereits 1,8 Millionen Euro in den Kauf des 12.000 Quadratmeter großen Grundstücks investiert. Nachdem eigenen Angaben zufolge 80 Prozent der Vereinsmitglieder in der Baubranche tätig sind, hoffe man beim Bau auf „günstige oder gratis“ (Serdarevic) Unterstützung. Die Bauzeit für die Moschee soll zwischen sechs und zwölf Monate betragen und 2012 beginnen.

Polizei: „Ein Prestigeprojekt“

Den Realisierungsrahmen für das Gesamtprojekt – geplant ist neben der Moschee (1. Bauabschnitt) auch ein Schulungszentrum samt Mehrzweckhalle und ein Restaurant – steckt Serdarevic mit drei bis fünf Jahren ab. Dass im Zuge dazwischenliegender Wahlkämpfe, vor allem für die Gemeinderatswahl 2013, parteipolitische Instrumentalisierungen zu einer Verzögerung führen könnten, hofft er nicht. Tatsächlich bleibt es ein hoch emotionales kommunalpolitisches Thema mit klaren Frontverläufen. Neben SPÖ und Grünen gilt zwar auch Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) als Befürworter der Moscheen-Pläne und auch Landessicherheitsdirektor Josef Klamminger spricht nach kurzzeitigen Irritationen mittlerweile von einem „Prestigeprojekt, das von höchstem Interesse ist und befürwortet wird“. Das BZÖ, vor allem aber die FPÖ lehnen die Bauten weiterhin ab. Der FPÖ hat sich mit einem im Landtagswahlkampf 2010 lancierten „Moschee baba“-Internetspiel sogar ein gerichtsanhängiges Verfahren eingehandelt.

Serdarevic selbst verweist auf Transparenz in allen Planungsphasen und bleibt zuversichtlich: „In der Nachbarschaft spüren wir eine ziemlich gute Akzeptanz.“

Ruhig verlaufen indes die Vorbereitungen für die zweite in Graz geplante Moschee. Die türkische Glaubengemeinschaft will in der Lazarettgasse ein vierstöckiges Gebäude errichten. Neben Gebetsräumen sollen auch Studentenwohnungen untergebracht werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2011)

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