Matthew Lewis als Neville Longbottom ist im letzten Harry-Potter-Film – der heute anläuft – keine Witzfigur mehr.
Porträt des Tages
Alle Schauspieler sind im Zug der Harry-Potter-Verfilmungen (seit 2001) gereift, erwachsen geworden; das macht einen Teil ihres Reizes aus. Einer ist auf besonders erfreuliche Weise gereift, er hat sich, wie man in Wien sagt, „ausgewachsen“, vom pummeligen Kind zum schlanken jungen Mann – und das passt auf wundersame Weise zur Entwicklung seiner Rollenfigur. Die Rede ist von Matthew Lewis bzw. von Neville Longbottom, den er von Beginn an verkörpert. Anfangs als dicker ungeschickter Hogwarts-Erstklassler, der von Kollegen gehänselt und von Lehrern sekkiert wird, als Haustier hat er statt einer Eule eine Kröte, die er noch dazu immer verliert. Eine tragische Figur ist er auch, weil seine Eltern von den „Todessern“ gefoltert wurden und dabei wahnsinnig geworden sind.
Das prädestiniert ihn zu besonders entschlossener Gegenwehr gegen die Truppen des bösen, rassistischen Lord Voldemort, und diese Rolle kann er nun, im allerletzten Potter-Film, ausleben: Er bleibt aufrechter Widerständler, auch als Harry Potter vermeintlich schon tot ist, und er schlägt schließlich Nagini, der Schlange Lord Voldemorts, den Kopf ab.
Im Film darf ihn Lord Voldemort – mehr noch als im Buch – davor noch ein wenig verspotten, doch dem Zuseher ist klar: Das ist kein „Underdog“ mehr, das ist ein mutiger Jüngling, der auch ernst zu nehmen ist. „Ist Neville der wahre Held?“, hatten Potter-Fans vor Erscheinen des letzten Bandes spekuliert. Er ist zumindest auch ein Held.
Matthew Lewis, heute 22 Jahre alt und Fan der Rugby-Mannschaft seiner Heimatstadt Leeds, musste sich künstliche hässliche Zähne und (in den mittleren Folgen) ein Fettkostüm anlegen lassen, um seinem Rollenbild zu entsprechen. Nun, in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil zwei“, darf er schlank, rank und dreitagesbärtig sein, wie er ist. In seinem nächsten Film „The Sweet Shop“ (in England bereits angelaufen) gibt er einen Charakter, über den er selbst sagt: „Er wird als netter Mensch dargestellt, aber Tatsache ist: Er ist Abschaum.“ Er spielt einen Journalisten. tk
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2011)