Startschuss für die neue Wiener Vorzeigeschule

Startschuss fuer neue Wiener
Startschuss fuer neue Wiener(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Pilotprojekt im dritten Bezirk: Die gemeinsame Schule für Sechs- bis 15-Jährige bekommt keine zusätzlichen Ressourcen – Stadtpolitiker setzen auf das Kreativitätspotenzial der Lehrer.

Es staubt, wenn man das Schulgebäude in der Kölblgasse im dritten Wiener Gemeindebezirk betritt. Doch dort, wo derzeit noch Baustelle ist, soll bald die „Wiener Schule der Zukunft“ entstehen, ein Vorhaben aus dem rot-grünen Wiener Koalitionspapier. Die Volksschule Kleistgasse und die Kooperative Mittelschule (KMS) Kölblgasse sollen ab September 2012 zusammenwachsen. Das Pilotprojekt soll eine gemeinsame Schule für Sechs- bis 15-Jährige mit moderner Pädagogik sein; das letzte (neunte) Schuljahr soll der Berufsorientierung dienen.

Wie die Schule inhaltlich genau aussehen wird, ist noch nicht fix. Das Konzept sollen die Lehrer und Direktoren am Standort bis Dezember selbst erarbeiten, sagte Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ), der das Projekt am Mittwoch gemeinsam mit dem grünen Gemeinderat Christoph Chorherr und Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl präsentierte. Der Prozess wird von einer Schulentwicklerin begleitet.

Ganztagsschule, gemeinsamer Lehrkörper

Klar sind einmal Eckpunkte: Die Schule wird ganztägig sein (voraussichtlich aber nicht verschränkt); die Sechs- bis 15-Jährigen sollen von einem gemeinsamen Lehrkörper mit einem gemeinsamen pädagogischen Fokus unterrichtet werden (wie der Einsatz von VS- und HS-Lehrern gehandhabt wird, muss noch geklärt werden). Die KMS soll bis zum Start des Projekts zu einer Wiener Mittelschule (WMS, der Wiener Form der neuen Mittelschule) aufgewertet werden.

Außerdem wird die Schule ein neuntes Schuljahr anbieten, das die Schüler nach dem Vorbild der in Wien bereits bestehenden Fachmittelschule bei der Berufsorientierung unterstützt. Dieses Jahr, quasi eine Alternative zum ungeliebten Polytechnikum, können die Schüler in Anspruch nehmen – oder auch nicht, so wie Schüler nach der Volksschule „natürlich“ in die AHS wechseln können; Ziel wäre aber, den Großteil der Schüler am Standort zu halten.

„Sternderlschule“ ohne mehr Ressourcen

Das Projekt soll die „Sternderlschule“ in Wien werden, sagte Brandsteidl – und zwar ohne zusätzliche Geldmittel, mehr Lehrer oder gesetzliche Ausnahmeregelungen. Es solle keine „Sonderform“ sein. Schon jetzt gebe es viel Raum für Autonomie, sagte Oxonitsch: etwa die Möglichkeit, die 50-Minuten-Einheiten abzuschaffen. Man wolle mit dem Projekt nun das „Kreativitätspotenzial“ der Lehrer heben und zeigen, wie zeitgemäßer Unterricht im bestehenden Rahmen stattfinden kann. Etwas, das im Grunde genommen ohnehin an jeder Schule passieren sollte, könnten Kritiker sagen. 

Wie auch immer, die rot-grüne Stadtregierung will beweisen, dass die Qualität einer Schule innerhalb weniger Jahre so verbessert werden kann, dass es einen „Run“ auf den Standort gibt. Bewährt sich das Projekt, soll es als Vorbild für andere Schulen dienen. „Wir knüpfen große Erwartungen daran“, sagte Chorherr. Spätestens die wissenschaftliche Evaluierung einige Jahre nach dem Start soll beweisen, ob die Wiener Schule der Zukunft diese Erwartungen erfüllen konnte.

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