MA 20: Die langsame Bündelung der grünen Kräfte

(c) FABRY Clemens
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Monate nach seiner Gründung hat der Magistrat für Energieplanung nun einen fixen Chef. Aber was ist seine Kompetenz. Wien als energiepolitische Vorreiterin zu positionieren, sagt die Stadt.

Wien. Sie war der grüne Joker im rot-grünen Regierungsprogramm: Mit der MA20, Wiens nagelneuer Magistratsabteilung für Energieplanung, sollten sich grüne Anliegen endlich auch in der mächtigen städtischen Verwaltung manifestieren. Wobei das Wort „Verwaltung“ bisher auch programmatisch zu verstehen war – weit über ihr Image als Platzhalter für (zu) teure energiepolitische Projekte kam die MA20 nicht hinaus.

Durch die Ernennung eines fixen Leiters soll sich dies nun ändern: Mit Bernd Vogl, bisher stellvertretender Leiter der Abteilung für Energie und Umweltökonomie im Lebensministerium, führt ab 1. September ein auf Umweltökonomie spezialisierter Betriebswirt die MA20. Vogl gilt als Experte für Klimaschutz und nicht als dezidiert grün-nah. Kein Wunder angesichts der gewichtigen Rolle, die Transparenz in der offiziellen grünen Agenda einnimmt. So schrieb man die Position auf Twitter und Facebook aus, als qualifiziertesten Kandidaten identifizierte Vogl eine externe Personalagentur.

„Er hat uns durch seine Fachkompetenz eindeutig überzeugt“, sagt Thomas Madreiter, der noch bis zum ersten September interimistisch der MA20 vorsteht. Auf die Frage, was genau bisher in den Büros in der Amerlingstraße erarbeitet wurde, reagiert Madreiter gelassen: „Erstens hat alles einmal seinen Anfang, zweitens wurde schon viel Vorarbeit für die MA20 geleistet.“ Soll heißen: Die MA20 ist im Prinzip eine eigenständigere Wiedergeburt des Energiereferats der MA27, die sich in ihrer Zuständigkeit für EU-Förderungen schon bisher mit Energiefragen beschäftigte. Rund zehn teils übernommene Mitarbeiter (vorwiegend Techniker, Betriebswirte) hat die MA20 derzeit, fünf weitere soll der neue Leiter ab Herbst ins Boot holen. „Ich schließe nicht aus, dass der neue Leiter mehr Budget und Personal herausverhandelt, das ist Teil seiner Aufgabe“, so Madreiter, „es ist eine Frage der richtigen Positionierung von Energiethemen.“

„Smart Grids“ für Seestadt

Wobei Madreiter am Stichwort „Positionierung“ die wichtigste Kompetenz der MA20 festmacht: Als Schnittstelle zwischen Industrie, Forschung und Politik soll sie die energie- und klimatechnischen Kompetenzen der Stadt bündeln und gezielt nach außen kommunizieren – um etwa bei EU-Ausschreibungen Fördergelder zu lukrieren. Derzeit bereite man einen Projektantrag für die EU-Initiative Smart Cities vor, die Städte bei Maßnahmen zur CO2-Reduktion unterstützt. „Es ist ein kompetitives System, wir brauchen klare Pläne, um uns durchzusetzen“, so Madreiter, „aber dann schaut viel Geld raus.“ Letzteres wird die MA20 brauchen – denn mit rund 700.000 Euro Budget für den Betrieb und weiteren (großteils für Solarförderung vorbestimmten) 1,3 Mio. Euro bleibt sonst wenig Spielraum.

Neben der Entwicklung eines Energieeffizienz-Folders, der Bauinvestoren motivieren soll, arbeitet die MA20 derzeit mit der Wien Energie an modernen Stromnetzen für die Seestadt Aspern: Ziel ist ein bidirektionales Netz, damit nicht nur Strom bezogen, sondern auch eingespeist werden kann. Überlegt wird ein Batteriesystem, das überschüssige elektrische Energie speichert und für Elektroautos bereitstellt. „Das ist aber noch weit in der Zukunft“, so Madreiter – weil es dazu wohl auch mehr Förderung der nach wie vor teuren Elektroautos braucht.

Auf einen Blick

Die Magistratsabteilung 20 für Energieplanung ist eine untergeordnete Stelle der Geschäftsgruppe für Stadtentwicklung, die die Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou leitet.

Zu ihren Aufgaben zählt neben dem Wettbewerb um EU-Gelder der Ausbau von Ökostromanlagen in Wien – derzeit wird z.B. über ins Dach von Hochhäusern integrierte Windturbinen nachgedacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2011)

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