Frauen holen auf: Beim Medizin-Test erstmals vorne

Frauen holen Beim MedizinTest
Frauen holen Beim MedizinTest(c) APA (Barbara Gindl)
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Knapp mehr als die Hälfte der Studienplätze an der Grazer Med-Uni geht heuer an weibliche Bewerber. Ein Grund könnte die hohe Zahl der Kandidaten sein.

Wien. Die Frauen holen beim Eignungstest für das Medizinstudium in Graz auf. Das beste Testergebnis hat zwar ein männlicher Maturant erzielt, insgesamt haben die Frauen unter den österreichischen Bewerbern aber heuer erstmals besser abgeschnitten als die Männer. Wie die Uni Graz am Mittwoch bekannt gab, gehen 136 der 268 Studienplätze, die für österreichische Bewerber reserviert sind, an Frauen (51 Prozent). Weil 58 Prozent der Bewerber weiblich waren, liegt ihre Erfolgsquote zwar damit immer noch unter der der Männer.

Doch die Kluft zwischen der Zahl der angetretenen und der erfolgreichen Bewerberinnen ist kleiner geworden: Im Vorjahr waren 56 Prozent der Kandidaten Frauen, sie ergatterten nur 43 Prozent der Plätze. Seit der Einführung des Auswahlverfahrens für die überlaufenen Medizin-Unis haben (vor allem die österreichischen) Bewerberinnen stets deutlich schlechter abgeschnitten, als die Männer, was für heftige Kontroversen sorgte.

Für die Med-Uni Graz ist das bessere Abschneiden der Frauen nun Grund zur Freude - von einem Trend will Gilbert Reibnegger, Vizerektor für Studium und Lehre, gegenüber der "Presse" aber noch nicht sprechen. Seiner Meinung nach hat sich das Konzept des Tests bewährt: Anders als an den Med-Unis Wien und Innsbruck werden in Graz neben naturwissenschaftlich-medizinischem Wissen auch die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der Bewerber abgefragt; dieser Testteil konnte aber bisher nie den Geschlechterunterschied in den Bereichen Physik, Mathematik und Chemie ausgleichen - den es Reibnegger zufolge auch in diesem Jahr gibt.

Bewerberzahl spielt eine Rolle

Er glaubt, dass für die bessere Performance der Frauen - neben verstärkter Information für die Bewerber und Kooperationen mit Schulen - auch die höhere Zahl der Bewerber eine Rolle gespielt hat: Denn je mehr Kandidaten, desto härter wird die Selektion, desto besser müssen die erfolgreichen Kandidaten sein - und in der Spitzengruppe sei bei den Leistungen kaum ein Geschlechterunterschied spürbar, sagt Reibnegger.

Insgesamt hatten sich 1702 Kandidaten dem diesjährigen Auswahlverfahren gestellt, um einen der insgesamt 360 Studienplätze in Human- und Zahnmedizin zu ergattern. 75 Prozent der Plätze sind für Bewerber mit österreichischer Matura reserviert, 20 Prozent für EU-Ausländer, die übrigen fünf Prozent für Bewerber aus Drittstaaten. Bei den ausländischen Kandidaten haben die Männer etwas besser abgeschnitten.

Spannend wird, wie die Ergebnisse in Wien und Innsbruck ausfallen: Der EMS-Test, den die dortigen Med-Unis einsetzen, stand besonders in der Kritik, Frauen strukturell zu benachteiligen. Die Resultate stehen Anfang August fest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2011)

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