Der „Ansturm“ – eine Chance

Mehr Deutsche denn je studieren in Österreich – das muss man nicht unbedingt als Problem sehen.

Warum herrscht eigentlich ein so breiter Konsens darüber, dass der Ansturm deutscher Studenten nach Österreich problematisch ist und möglichst abgewehrt gehört? Arbeitsmarktexperten sind sich weitgehend einig, dass in den kommenden Jahren ein Arbeitskräftemangel zu erwarten ist und wir gezwungen sind, Migranten gezielt anzuwerben. Vor allem um gut Ausgebildete wird ein internationaler Wettbewerb einsetzen. Warum also setzen wir darauf, künftig indische IT-Experten anzulocken, und nicht auf die vielen jungen Leute, die ganz von selbst aus dem Nachbarland zu uns kommen, um hier zu studieren? Die noch dazu sprachlich und kulturell keinerlei Probleme bereiten (dümmliche Anti-Piefke-Ressentiments kann man getrost ignorieren). Und von denen zu erwarten ist, dass viele nach dem Studium in Österreich hängen bleiben – und der Rest ein Leben lang eine enge Beziehung zu Österreich haben wird.

Eine weitsichtige Uni-Politik würde nicht krampfhaft neue Hürden für Deutsche ausdenken, sondern sich überlegen, wie man gezielt die Besten anlocken kann – und nicht nur jene, die daheim keinen Studienplatz bekommen. Das derzeitige Uni-System wäre damit natürlich überfordert. Notwendig wären ein Auswahlverfahren für die Studenten und mehr Geld, um die Unis attraktiv machen zu können. Aber Ersteres wird mittelfristig ohnehin kommen müssen – und zusätzliche Mittel sind aufgrund der Umwegrentabilität langfristig gut angelegt.

martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2011)

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