Zwei junge Sozialdemokraten haben den ORF als ihre Spielwiese entdeckt.
Laura Rudas ist verschwunden. Zumindest tritt sie öffentlich nicht in Erscheinung, wenn es um den ORF geht. Seit Wochen gibt die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin keinen Kommentar zu den Geschehnissen am Küniglberg ab. Wozu auch? Sie hat schließlich dafür gesorgt, dass ihr um einige Jahre jüngerer Parteikollege Niko Pelinka dort sitzt, wo die Partei ihn braucht: im Herzen des ORF, dem Stiftungsrat.
Im Vorjahr hat die SPÖ ihren langjährigen Stiftungsrat Karl Krammer gegen den heute 24-jährigen Pelinka eingetauscht, der bis dahin Pressesprecher von Ministerin Claudia Schmied war. Kritikern wie Befürwortern dieses Schachzugs fiel rasch auf, dass der junge Pelinka – sein Vater ist „News“-Chefredakteur Peter Pelinka – seinen Job als SPÖ-„Freundeskreis“-Leiter im Stiftungsrat sehr ernst nahm.
Nur weil Rudas zuletzt Interviews zum ORF mit Verweis auf den zuständigen sozialdemokratischen Klubobmann Josef Cap ablehnte, heißt das noch lange nicht, dass sie hinter den Kulissen nicht ebenso eifrig mitgewirkt hat, dass Alexander Wrabetz ein zweites Mal für fünf Jahre ORF-Chef wird. Wenn Laura Rudas die Architektin der Amtszeit Wrabetz II war, dann war Niko Pelinka ihr Baumeister. Die beiden und ihr Parteichef, Bundeskanzler Werner Faymann, wissen, was sie an Wrabetz haben.
Wenig erfreut wird Rudas sein, dass so knapp vor der Wiederbestellung ihres Wunschkandidaten Wrabetz ein Porträt ihres guten Freundes Niko für Aufregung sorgt. Dem „Fleisch“-Magazin hat Pelinka etwas zu offenherzig von seinem guten Verhältnis zu Wrabetz erzählt. Dass der ORF-Chef sich vor Polittalks mit ihm berate, haben beide Seiten aufgeregt dementiert. Vielleicht war sich der sonst im Umgang mit Journalisten so routinierte Pelinka zuletzt seiner Sache zu sicher – und lieferte seinen Gegnern die Bestätigung für ihre Vermutungen. awa
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2011)