Sturm Graz hat ein wichtiges Spiel verloren, mit dem Auftreten des Teams und des Trainers allerdings Respekt gewonnen. Im ÖFB sollte man sich daran ein Beispiel nehmen.
Graz. Franco Foda und Sturm Graz haben am Mittwoch das wichtigste Spiel dieser Saison verloren und trotzdem gebührt ihnen großer Respekt. Das 0:2 gegen Bate Borisow tut zwar weh, weil damit der Traum von der Champions-League-Gruppenphase geplatzt ist. Aber der österreichische Meister lieferte eine gute Partie, hatte ein halbes Dutzend hochkarätige Torchancen, zeigte in Rückstand liegend Moral, Engagement und Hingabe. „Es hat uns die individuelle Klasse und die mentale Stärke gefehlt“, sagte Foda. Und so löblich seine Selbstkritik auch sein mag, man muss ihm widersprechen. Die Mannschaft präsentierte sich stark und scheiterte an einem Gegner, bei dem an diesem Tag einfach alles passte. Ein unhaltbarer Tausendguldenschuss von Wolodko (36.) brachte die Führung. Dass das 0:2 eine Kopie des Gegentreffers aus dem Hinspiel (1:1) war, ist allerdings ärgerlich. Wieder war der Serbe Simic bei einer Standardsituation per Kopf zur Stelle (69.). „Wir hatten diese Situation extra trainiert“, gestand Foda. Statt mit dem Schicksal zu hadern, sollte man Respekt vor der Leistung von Sturm Graz haben. Und ein Fixplatz in der Gruppenphase der Europa League ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
Sturm-Coach Foda agiert, wie man es sich von einem Trainer eines Bundesligisten erwartet. Besonnen im Triumph wie auch in der Niederlage. Er agiert, wie man es sich unter anderem auch von einem Trainer der österreichischen Nationalmannschaft erwarten würde: professionell.
Constantinis peinlicher Abgang
Wie man sich selbst und seinen Sport diskreditiert, demonstrierten Didi Constantini und seine Ko-Trainer Manfred Zsak und Franz Wohlfahrt am Tag vor dem Sturm-Spiel. Bei der Präsentation des Teamkaders stellte ein junger Online-Journalist das schwache Defensivverhalten des ÖFB-Teams zur Diskussion und ortete den Grund dafür im mangelnden taktischen Konzept des Teamchefs. Constantini platzte daraufhin der Kragen, er beendete verärgert die Pressekonferenz. „Sie sind ja ein ganz ein Schlauer“, keifte er den Journalisten an und meinte, er müsse sich von einem „Spaziergänger“ keine Ratschläge erteilen lassen. Während Constantini erzürnt das Weite suchte, fiel auf dem Podium noch das Wort „Trottel“. Zsak und Wohlfahrt hatten vergessen, dass die Mikrofone noch eingeschaltet waren. Peinlicher geht es nicht mehr.
Ja, es gibt auch unter Sportjournalisten verhaltensoriginelle Exemplare, die durchaus nervtötend fragen. Damit ist keinesfalls dieser spezielle Fall gemeint. Das Abwehrverhalten des Teams zu kritisieren, nachdem fünf von sechs Partien in diesem Jahr verloren wurden, hat eine gewisse Berechtigung.
Drei Minuten nach dem Schlusspfiff stand Franco Foda vor der Fernsehkamera und bekam die beinharte Frage serviert: „Sind Sie sehr enttäuscht?“ Nach seinen fünf Niederlagen in diesem Jahr wurde Constantini vermutlich mit denselben Worten konfrontiert. Auch der österreichische Sportjournalismus muss sich also selbstkritisch an der Nase nehmen. Schließlich darf man sich nicht wundern, dass ein Teamchef auszuckt, wenn eine Frage über ein „Wie geht es Ihnen?“ hinausreicht.
Fazit: Die Beispiele Foda und Constantini zeigen einmal mehr, dass es nicht nur um das Ergebnis, sondern um das Auftreten geht.
Dass der Trainerstab der österreichischen Nationalmannschaft nicht ein Mindestmaß an Benehmen an den Tag legen kann, wirft auch ein Bild auf jene Gremien im ÖFB, die diese Herrschaften in ihre Positionen gehievt haben.
Wenn ÖFB-Präsident Leo Windtner hoffentlich bald einen neuen Teamchef bestellt, sollte es einer sein, der sowohl fachliche Kompetenz als auch professionelles Auftreten vorweisen kann. Constantinis Nachfolger könnte also durchaus auch Franco Foda heißen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2011)