Katholische Laien: Ungehorsam ist "Form der Gewalt"

Laienverbaende Ungehorsam Form Gewalt
Laienverbaende Ungehorsam Form Gewalt(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die Pfarrerinitiative soll ihren Aufruf zum Ungehorsam als "Übertreibung" zurücknehmen, sagt die Arbeitsgemeinschaft katholischer Laien. Zugleich bedauert der Verband das Schweigen aus Rom.

Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) lehnt den "Aufruf zum Ungehorsam" der "Pfarrerinitiative" entschieden ab. Die AKV empfiehlt der Pfarrerinitiative eine "Mäßigung in den Methoden" und ruft sie auf, ihren Ungehorsams-Aufruf in der Öffentlichkeit als "Übertreibung" zurückzunehmen. 

Die AKV sieht in dem Aufruf zum Ungehorsam eine "klare Form von Gewalt", die sie am Freitag in einer Aussendung als "völlig inakzeptabel" bezeichnete. "Solches Verhalten darf nicht zum Umgangston innerhalb des Christentums werden, auch dann nicht, wenn jemand guten Glaubens annehmen zu können meint, Verantwortungsträger würden grob fehlerhaft agieren." Gewalt widerspreche den grundlegenden Prinzipien des Christentums "und kann daher niemals vertretbares Mittel zur Durchsetzung von Interessen sein, selbst wenn diese sachlich berechtigt wären."

Die AKV weist auch die Behauptung der Pfarrerinitiative zurück, ihr Anliegen werde von der Mehrheit der Laien in der Katholischen Kirche unterstützt. Die AKV, die sich selbst als Organisation freiwilliger Laien in der katholischen Kirche bezeichnet, sieht darin eine "Anmaßung", weil die Pfarrerinitiative nie mit ihr oder oder dem Laienrat als gesamtösterreichisches Gremium zur Vertretung der Interessen der Laien Kontakt aufgenommen habe.

Gleichzeitig bedauert es die AKV aber auch, dass Rom zu inhaltlichen Fragen beharrlich schweigt, und zumindest dem Anschein nach untätig bleibe. "Man kann sich kaum des Eindrucks entziehen, Rom würde auch ernst gemeinte Vorschläge einfach ignorieren, ein nicht eben zukunftsweisendes Verhalten."

Hintergrund

Im Juni 2011 hat die Pfarrerinitiative zum "Ungehorsam" gegenüber Rom aufgerufen. So verpflichten sie sich, "gutwilligen" Gläubigen die Eucharistie nicht zu verweigern, also Geschiedenen, die wieder geheiratet haben, Mitgliedern anderer christlicher Kirchen und "fallweise" Ausgetretenen. Außerdem wollen die Priester kompetent ausgebildete Laien, etwa Religionslehrer, predigen lassen. Weiters wollen sich die Priester dafür einsetzen, dass jede Pfarre einen eigenen Vorsteher hat - ob Mann oder Frau, verheiratet oder unverheiratet, haupt- oder nebenamtlich; bei jedem Gottesdienst wird eine Fürbitte um Kirchenreform eingeführt; man will öffentlich für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt eintreten.

(APA/Red.)

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