Zwei US-Organisationen haben eine Anklageschrift gegen vier Vatikanspitzen beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht - eine "antikatholische Aktion", kritisiert der Erzbischof von Neapel.
Italiens katholische Kreise reagieren heftig auf die Initiative des US-amerikanischen Verbands "Survivors Network of those Abused by Priests" (SNAP), dem Opfer pädophiler Priester angehören, und der Menschenrechtsorganisation "Center for Constitutional Rights", die dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH/ICC) in Den Haag ein Dossier mit Vorwürfen gegen den Vatikan vorgelegt haben. "Es handelt sich wieder einmal um eine Strategie gegen die Katholiken", betonte der Erzbischof von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe am Mittwoch.
Im Vatikan wird eine neue Attacke gegen den Papst kurz vor seiner Deutschland-Reise befürchtet. Schon Anfang September hatte der Vatikan die Vorwürfe der irischen Regierung zurückgewiesen, die Aufklärung von sexuellem Missbrauch zu behindern.
Klageschrift gegen vier Vatikan-Spitzen
In einem 20.000-seitigen Dossier fordern die Anti-Pädophilie-Organisationen den Gerichtshof auf, gegen Papst Benedikt XVI. wegen seiner "direkten Verantwortung" für die Menschenrechtsvergehen vorzugehen, die im Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen begangen worden seien. Die Verbände wollen auch gegen den vatikanischen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone dessen Vorgänger Kardinal Angelo Sodano und gegen den derzeitigen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, vorgehen.
Der Verband SNAP startet gleichzeitig eine europäische Kampagne gegen Pädophilie, die sie in den nächsten Tagen in zehn Hauptstädte, darunter am Freitag nach Wien, führen wird. Mit dieser Initiative wollen Opfer von sexuellem Missbrauch durch Geistliche eine europaweite Sensibilisierungskampagne zum Schutz von Kindern beginnen.
(APA)