IWF sieht die Weltwirtschaft in „gefährlicher Phase“

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Symbolbild(c) EPA (JIM LO SCALZO)
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IWF revidiert seine Wachstumsprognose für die Welt und die Eurozone deutlich nach unten. Der EZB empfiehlt er, im Fall eines andauernden Abschwungs den Leitzins zu senken und vorerst weiter Anleihen zu kaufen.

Washington/Reuters/red. Zahlreiche Ökonomen, Wirtschaftsforschungsinstitute und internationale Organisationen haben bereits vor einem deutlichen Rückgang der Weltwirtschaft gewarnt – auch der Internationale Währungsfonds (IWF). Nun folgen die Zahlen dazu: Der Einschätzung des Währungsfonds zufolge werde die Weltwirtschaft sowohl heuer als auch nächstes Jahr nur noch um vier Prozent zulegen. In seiner Juni-Prognose war der IWF noch von 4,3 beziehungsweise 4,5 Prozent ausgegangen.
Und schuld sind die Industriestaaten. Besonders besorgt gab sich der in Washington ansässige Währungsfonds über die Eurozone: „Sollte die Schuldenkrise vom Rand auf die Kernstaaten übergreifen, könnte die globale Finanzstabilität ernsthaft ins Wanken geraten“, sagte IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard gestern, Dienstag.
Aber auch ohne das Europäische Debakel steht die Weltwirtschaft nicht besonders gut da, sie schwächelt auch jetzt schon: „Die Weltwirtschaft ist in einer gefährlichen Phase“, so Blanchard anlässlich der Präsentation des aktuellen Konjunkturausblicks.

Deutschland wächst weniger

Auch für Deutschland ist der Ausblick des IWF getrübt: Die größte Volkswirtschaft Europas könnte nächstes Jahr in puncto Wachstum von Frankreich überholt werden: So werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Konjunkturlokomotive Europas nächstes Jahr um nur 1,3 Prozent zulegen, schätzt der IWF. Das ist um 0,8 Prozent weniger, als noch im Frühjahr erwartet wurde. Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet sogar damit, dass das deutsche BIP im vierten Quartal zum ersten Mal seit Anfang 2009 wieder schrumpfen könnte.
Der IWF empfiehlt der Europäischen Zentralbank (EZB), den Leitzins zu senken, sofern sich die konjunkturelle Flaute in den Euro-Staaten fortsetzt. Außerdem sollte die EZB ihre Staatsanleihenkäufe auf dem Sekundärmarkt zumindest so lange weiterführen, bis die europäischen Gipfelbeschlüsse zum Euro-Rettungsschirm umgesetzt seien.
Für die gesamte Eurozone prognostiziert der IWF für das kommende Jahr ein Wachstum von nur 1,1 Prozent. Die USA werden laut aktuellem Ausblick mit 1,8 Prozent deutlich kräftiger wachsen. Schwellenländer, allen voran China, müssten sich vor einer Überhitzung ihrer Volkswirtschaften in Acht nehmen, zugleich aber den Binnenmarkt stärken.

Restriktive Kreditvergabe

Der Internationale Währungsfonds führt die deutlich eingetrübten Konjunkturaussichten vor allem auf den schwächelnden Konsum in vielen Staaten zurück. Die Gründe dafür seien die hohe Verschuldung der Haushalte und die restriktive Kreditvergabe vieler Banken. „All das hat sich als größere Konjunkturbremse erwiesen, als wir erwartet haben.“

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