Wiens Kaffeehauskultur ist ab sofort immaterielles Kulturerbe. Die Branche will damit kräftig werben, allerdings dürfen nicht alle Lokale das Label verwenden.
Wien. Das Weihnachtslied „Stille Nacht“ hat ihn, die Gasteiner Perchten ebenso – nun darf sich auch die Wiener Kaffeehauskultur mit der Auszeichnung „Immaterielles Kulturerbe“ schmücken. Dieser von der österreichischen Unesco-Kommission vergebene Titel wird Wiens Kaffeehäusern heute, Donnerstag, symbolisch verliehen.
Den Titel „werden sicher nicht alle“ Klubmitglieder (derzeit an die 140 Cafés) bekommen, sagt Maximilian Platzer, Obmann des Klubs der Kaffeehausbesitzer, sondern nur „wirklich traditionelle Kaffeehäuser mit Zeitungsangebot und kleinem Braunen“, in denen die seit dem 17.Jahrhundert in Wien verbürgte Kaffeehauskultur nach wie vor gelebt wird. Die sich – laut Unesco – etwa durch „Marmortischchen, Logen, Details der Innenausstattung im Stil des Historismus“ sowie flexible Öffnungszeiten definiert. Kaffeehauskultur wird aber auch als Ort verstanden, „in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“.
Werben mit dem Logo
Ein eigenes Gremium innerhalb des Kaffeesiederklubs soll darüber entscheiden, welche Cafés mit dem (optisch nicht sehr auffälligen) schwarz-weißen Logo der österreichischen Unesco-Kommission werben dürfen. Ab dem kommenden Jahr, sagt Platzer, werde man das Logo in den ersten Kaffeehäusern sehen. Der Werbewert sei natürlich enorm.
Und dann? Theoretisch könnte die Kaffeehauskultur irgendwann auch weltweit als immaterielles Kulturerbe anerkannt werden – so wie bisher 213 kulturelle Ausdrucksformen vom argentinischen Tango bis zur tibetischen Oper. Doch laut Unesco stehen die Chancen dafür eher schlecht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2011)