17 Jahre elektrisch: Stromschnelle

Jahre elektrisch Stromschnelle
Jahre elektrisch Stromschnelle(c) Jürgen Skarwan
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Österreichs vergessener Sportwagen – dieser hier fährt seit 17 Jahren elektrisch.

Günter Ledl hat Österreich einen Sportwagen geschenkt. Aber Österreich wollte ihn nicht. Das ist die Geschichte des Ledl AS (Austrian Sportscar) in Zwei-Satz-Verdichtung.

Der in den frühen Achtzigern in Tattendorf bei Wien gebaute Ledl AS 130, Neupreis 214.600 Schilling, geistiger Nachkomme des Porsche Nr. 1 aus Gmünd (1948), Vorläufer des KTM X-Bow (seit 2007), scheiterte an der Katalysatorpflicht, im Grunde aber an der heimischen Bürokratie, die als Fan von Günter Ledls Vision einfach nicht zu gewinnen war. Während über 200 Stück des Mittelmotor-Sportwagens in den Export gingen, ein paar bis Japan, konnte Ledl in Österreich unter größter Mühe nur 17 Stück typisieren. Ohne Heimmarkt war das Projekt zum Scheitern verurteilt.
Eines dieser raren Exemplare bekam ein zweites Leben geschenkt: als Elektroauto, und zwar 15 Jahre, bevor in Kalifornien die Idee vom alternativen Antrieb mit den Thrills eines Sportwagens verknüpft wurde.

Dahinter steckt Josef Mayer, den wir in Baden bei Wien besucht haben. Der Ledl ist in ästhetischer Hinsicht erstaunlich gut gealtert ist. Er löst auf der Straße immer noch die Reflexe des Nachschauens aus. Auch wenn es heute keinen Sportwagen gibt, der auf ähnlich possierlichen Reifen rollen würde, und die Elektroausführung absolut keinen Krawall produziert, ja nicht einmal einen Auspuff hat, so ist ihm der gewisse „Need for Speed“-Appeal nicht abzusprechen. Als Kind seiner Zeit stellt der Ledl die Scheinwerfer per Klappmechanismus in den Wind. Neuen Autos untersagen das längst Richtlinien zum Fußgängerschutz.

Mayer kam zum Elektroauto über den Job. Als Angestellter der Wien Energie übernahm er den Arbeitskreis Nahverkehr, in dem schon 1972 über emissionsfreie Alternativen, also Elektroautos für den Pendlerver    kehr, nachgedacht wurde. Das brachte Mayer damals ein wenig ansehnliches Dienstauto mit E-Antrieb ein. Arbeitskreise kommen und gehen, Mayer blieb dabei, wurde zum überzeugten Stromer. Da die E-Vehikel, die auf dem Markt waren, eher Ernüchterung als Begeisterung auslösten, musste etwas mit mehr Außenwirkung her. Am Ledl AS 130 gefiel Mayer zudem die österreichische Herkunft: ein Fall für Pioniere. Der Umbau vom 65-PS-Vierzylinder auf elektrische Spule wurde vor 17 Jahren abgeschlossen und hatte drei Jahre benötigt. „Allein ein halbes Jahr fürs Typisieren.“ Das Amt: skeptisch, forderte ein Gutachten für den Auspuff.

Heute kommt Mayer leichter zum jährlichen Pickerl, bei Oldtimern ist man gnädig. 28 Nickel-Cadmium-Batterien, zusammen 300 kg schwer, möglichst strategisch in dem zierlichen Auto untergebracht, verschaffen bis 180 Kilometer Reichweite. Ein Solarpaneel versorgt das Bordnetz mit Strom. Mayer war mit dem Ledl mehrmals an der Ostsee. Übersetzt werden die 24 kW Leistung vom originalen Vierganggetriebe. Es geht recht geschmeidig und flott dahin. Wir können bezeugen: Auch ohne Auspuff macht die Flunder keinen Lärm. e

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