Man wünsche sich einen "Rettungsschirm" vor jenen, die sich mit der Schulrealität nicht auseinandersetzen. Ministerin Schmied ist für eine Diskussion "ohne Tabus".
Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will den Vorstoß von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP), Junglehrer zu sechs Stunden mehr Unterricht zu verpflichten, wobei sie davon zwei Stunden ohne zusätzliche Bezahlung leisten sollen, inhaltlich nicht kommentieren. Sie betonte allerdings, dass es sich beim neuen Lehrerdienst- und Besoldungsrecht um ein gemeinsames Projekt der Regierung handle.
"Bei den Verhandlungen wird jetzt ohne Tabus zu diskutieren sein", heißt es aus dem Büro der Ministerin. Ziel sei ein modernes, leistungsorientiertes und faires Modell. Ob Fekters Vorschlag dabei in Frage kommen könnte, sagt sie allerdings vorerst nicht. Immerhin habe sie sich gemeinsam mit der Gewerkschaft darauf geeinigt, über den Inhalt der Verhandlungen Stillschweigen zu bewahren.
Lehrer: "Brauchen einen Rettungsschirm"
Die ÖVP-nahe Gewerkschaft wies den Vorschlag aufs Schärfste zurück: "Wenn Banken Rettungsschirme brauchen, dann brauchen wir Lehrer dringend einen Rettungsschirm vor all jenen, die sich mit der Schulrealität nicht auseinandersetzen und für die Pädagogen offenbar nur Buchungszeilen im Budget sind", so der Chef der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger.
"Einem Akademiker ausrichten zu lassen, dass er mit einem Anfangsbezug von etwas über 1300 Euro exorbitant gut bezahlt ist, kann nur als Verhöhnung seiner Arbeitsleistung empfunden werden", so der oberste AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin. Fekter habe "offenbar noch nicht begriffen", dass das heimische Schulsystem auf Idealismus und Arbeitsleistung weit jenseits der 40-Stundenwoche basiere.
"Ahnungslosigkeit ist keine Entschuldigung"
Jürgen Rainer, BMHS-Gewerkschaftsvorsitzender verweist auf die Arbeitszeitstudie aus dem Jahr 2000. "Ein kurzer Blick in diese Studie hätte Ministerin Fekter gezeigt, wie hanebüchen ihr Vorstoß ist", so Rainer. "Mag sein, dass Euro-Krise etc. die Ministerin zeitlich so beanspruchen, dass sie für diese Lektüre keine Zeit gefunden hat." Ahnungslosigkeit könnten die Lehrer aber als Entschuldigung für diese Entgleisungen nicht akzeptieren.
Auch die sozialdemokratischen Lehrergewerkschafter (FSG) kündigten Widerstand an. "Das werden wir nicht einfach hinnehmen", so FSG-Chef Thomas Bulant. Vor zwei Jahren habe sich noch die gesamte ÖVP über den Vorschlag erregt, dass Lehrer zwei Stunden länger in der Klasse verbringen sollten. "Jetzt zeigen Fekter und die ÖVP ihr wahres Gesicht", so Bulant.
Kritik von Grünen und BZÖ
Der Grüne Bildungssprecher Harald Walser hält den Vorschlag für einen "hilflosen Versuch, den drohenden Lehrkräftemangel abzufangen". Man müsse weg kommen von der Stundenlohnmentalität und den Lehrerberuf als Fulltimejob von Montagfrüh bis Freitagnachmittag verstehen. "SelbstausbeuterInnen" unter den Lehrer dürften nicht weiter demotiviert werden, "Minimalistinnen" müssten stärker in die Pflicht genommen werden.
Fekter solle sich lieber um die Schuldenbremse kümmern, statt in der Bildungspolitik "dazwischen zu funken", sagte BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner. Es sei Aufgabe von Unterrichtsministerin Schmied, für faire Einstiegsgehälter und ausreichend Arbeitsplätze für Lehrer an den Schulen zu sorgen. Den Vorschlag Fekters findet sie "skurril".
(Red/APA)