Europas Banken fehlen 115 Milliarden Euro Kapital

Europas Banken brauchen 115 Mrd. Euro Kapital
Europas Banken brauchen 115 Mrd. Euro Kapital (c) REUTERS (Ralph Orlowski)
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Österreichs Großbanken brauchen 3,9 Mrd. Euro. Die Institute müssen der Bankenaufsicht ihre Pläne für die Kapitalaufstockung erst vier Wochen später mitteilen.

Die Kapitallücke europäischer Großbanken ist nicht so groß wie befürchtet. Den Instituten fehlen nach Berechnungen der EU-Bankenaufsicht EBA insgesamt 114,7 Milliarden Euro Kapital, wie die EBA am Donnerstag Abend bekanntgab. Das sind nur rund acht Milliarden mehr als nach den Daten von Ende Oktober.

Die Kapitallücke der drei österreichischen Großbanken RZB, Erste Group und ÖVAG zusammen beläuft sich auf 3,9 Milliarden Euro, um im Juni 2012 bei neun Prozent hartem Kernkapital zu landen. Das ist eine Milliarde mehr als zum Stand von Juni.

FMA: Banken schaffen es wohl ohne Staat

Demnach braucht die RZB-Gruppe bis zum Zieldatum Juni 2012 rund 2,127 Milliarden Euro. Raiffeisen wird "aus heutiger Sicht" keine Staatshilfe brauchen, um den von der  EBA verlangten Krisenkapitalpuffer aufzustellen. Die RZB-Gruppe arbeitet seit Oktober an ihren neuen Kapitalplänen für die EBA-Vorgaben. 

Bei der Erste Group sind es 742 Millionen Euro. Die Spitze der börsenotierten Erste Group will morgen Freitag erste Details nennen, wie sie bis Juni 2012 genug Kapital haben will, um auf die neue strenge europäische Aufsichts-Kapitalquote für Großbanken von neun Prozent kommen will. Eine Emission junger Aktien für diesen Zweck hat Erste-Chef Andreas Treichl bisher ausgeschlossen.

Bei der ÖVAG wären 1,053 Milliarden Euro nötig. Die ÖVAG läuft aber "pro forma", weil sie nach Ende des drastischen Konzernumbaues bald zu klein sein dürfte für den Großbanken-Stresstest der europäischen Bankenaufseher. So hofft es jedenfalls auch die Bank selbst.

"Wir wissen, dass das eine große Herausforderung für die Banken ist. Wir gehen aber davon aus, dass sie es ohne Hilfe vom Staat schaffen", sagte der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien, Kurt Pribil. Gleichwohl sei es gut, dass die Option auf öffentliche Unterstützung weiter offen sei, fügte er hinzu.

Große Lücken in Südeuropa

Auf die deutschen Institute entfallen davon 13,1 Milliarden Euro. Die größte Lücke machte der aktuelle Stresstest hier bei der Commerzbank mit 5,3 Mrd. Euro aus, wie die deutsche Bundesbank und Bafin am Donnerstagabend gemeinsam mitteilten. Der Deutschen Bank fehlen 3,2 Milliarden Euro, um eine harte Kernkapitalquote von 9 Prozent zu erreichen.

Den größten Kapitalbedarf weisen aktuell die - wegen der Rettungsbemühungen für Griechenland gesondert zu behandelnden - Banken in Griechenland aus, mit rund 30 Milliarden Euro. Eine besonders große Kapitallücke gibt es auch in Spanien - die dortigen Banken benötigen zusammen 26,2 Milliarden Euro. Bei den italienischen Häusern fehlen 15,4 Milliarden, bei den französischen 7,3 Milliarden Mit dem Stresstest sollten die die Aufseher ermitteln, wie viel Geld den Banken fehlt, um auch bei einer Bewertung von Staatsanleihen zu Marktpreisen auf eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen.

Die europäischen Banken sollen bis 20. Jänner den Aufsehern ihre Kapitalpläne vorlegen, wie sie bis Ende Juni 2012 auf die geforderte harte Kernkapitalquote kommen wollen. Die EU-Regierungen wollten mit dem Blitz-Stresstest das Vertrauen der Investoren in das krisengeschüttelte Bankensystem wieder herstellen. Dabei unterstellten sie eine Bewertung aller europäischen Staatsanleihen zu Marktpreisen, was einer teils deutlichen Abschreibung entspricht.

(APA/Ag.)

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