S&P "beobachtet" auch Europas Banken und EU

Ratingagentur S&P macht einen Warnschuß gegen die Großbanken Europas
Ratingagentur S&P macht einen Warnschuß gegen die Großbanken Europas(c) REUTERS (Ralph Orlowski)
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Neben den Großinstituten aus Deutschland und Frankreich ist auch die Bank-Austria-Mutter UniCredit unter verschärfter Beobachtung.

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat sie sich nun die großen Banken und die EU selbst vorgeknöpft. Am Mittwoch stellte die Agentur etliche große Kreditinstitute unter verschärfte Beobachtung ("CreditWatch"), darunter auch die italienische Bank-Austria-Mutter UniCredit. Am Mittwochabend kündigte S&P zudem an, auch eine Senkung der Top-Note der Europäischen Union (EU) zu prüfen, da aus der Eurozone fast zwei Drittel der Einnahmen der Gemeinschaft kommen. Die EU-Kommission in Brüssel erklärte dazu, das Rating der EU sollte unabhängig bewertet werden.

Neben den beiden größten deutschen Geldhäusern, der Deutschen Bank und der Commerzbank, sind auch weitere bekannte Namen wie BNP Paribas und Societe Generale aus Frankreich von der S&P-Ankündigung betroffen, weiters die deutsche Bank Eurohypo sowie die italienische Intesa Sanpaolo. Ob die Institute am Ende tatsächlich schlechter bewertet werden, was ihre Refinanzierung verteuern würde, hängt an der Beurteilung der Staaten-Bonität.

EU-Kommission: Androhung ungerechtfertigt

S&P erhöhte den Druck auf Europas Politiker noch zusätzlich durch die Warnung, möglicherweise auch die sehr gute Kreditwürdigkeit ("AAA") der Europäischen Union um eine Stufe abzusenken. Die Ratingagentur begründete den Schritt damit, dass sich die politischen, finanziellen und monetären Probleme in der Eurozone verschärft hätten. Auch der Rettungsfonds EFSF könnte sein Topbonität verlieren.

Die EU-Kommission hält die von S&P angedrohte Herabstufung der Kreditwürdigkeit für ungerechtfertigt. Die Begründung von S&P dafür, mehrere Euro-Länder unter verschärfte Beobachtung zu stellen, könne nicht auf die EU selbst ausgedehnt werden, sagte der Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn am Donnerstag in Brüssel. Die EU habe ihren eigenen Haushalt, der nicht ins Minus geraten könne und für den keine Schulden aufgenommen würden, erklärte der Sprecher. Anders als ihre Mitgliedsstaaten könne sich die EU daher nicht verschulden.

Bonität für Banken wesentlich

Wenn sich Banken an den Kapitalmärkten Geld beschaffen, spielt die Bonitätsbewertung eine maßgebliche Rolle. Sollte die Spitzennote wackeln, gelten auch die Banken automatisch als weniger sicher. Investoren wissen - nicht zuletzt aus den Erfahrungen der Finanzkrise -, dass Staaten ihre Großbanken letztlich immer vor der Pleite retten.

Um das Vertrauen der Investoren in das europäische Bankensystem zu stärken, sollen die Institute ihre Kapitaldecke stärken. Damit sollen sie für künftige Krisen besser gewappnet sein. Hierzu hat die Aufsichtsbehörde EBA in den vergangenen Wochen die 70 größten Institute unter die Lupe genommen, darunter auch die Erste Group, Raiffeisen und ÖVAG. Den Kapitalbedarf der einzelnen Häuser will die EBA am Donnerstagabend veröffentlichen.

Enormer Kapitalbedarf

Nach Informationen aus Finanzkreisen dürfte sich die Kapitallücke der deutschen Institute auf rund 13 Milliarden Euro summieren - davon allein etwa fünf Milliarden Euro bei der Commerzbank. In den nächsten Wochen müssen die Banken mitteilen, wie sie den Bedarf bis Ende Juni 2012 decken wollen.

Im Oktober hatte die EBA nach den Halbjahresdaten den Kapitalbedarf der drei großen österreichischen Institute Erste Group, Raiffeisen, ÖVAG mit zusammen 2,9 Milliarden Euro ermittelt, um die bis Juni 2012 vorgegebene neue Zielquote von 9 Prozent hartem Kernkapital zu schaffen. Nach dem 3. Quartal ist der Bedarf aber noch gestiegen. Nach ersten vorläufigen Rechnungen der Institute selbst braucht die RZB-Gruppe nach den Zahlen zum 3. Quartal etwa 2,5 Mrd. Euro, bei der Ersten sind es 750 Millionen Euro. Bei der ÖVAG lag die Kapitallücke nach Daten vom Halbjahr bei 972 Millionen Euro. Auch hier dürfte mittlerweile die Milliardenschwelle erreicht sein.

(APA/Ag.)

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