„Nicht heilig, aber talentiert“: Guttenberg wird EU-Berater

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Der über seine Plagiatsaffäre gestolperte deutsche Ex-Minister und einstige CSU-Hoffnungsträger Karl-Theodor zu Guttenberg soll die Kommission in Sachen Internetfreiheit beraten. Honorar erhält er keines.

Brüssel/Go. Im März trat Karl-Theodor zu Guttenberg als deutscher Verteidigungsminister zurück, weil er einen Gutteil seiner Dissertation abgeschrieben und darob seinen Doktortitel verloren hatte. Der einstige CSU-Hoffnungsträger floh in die USA und ließ es zuletzt mit einem provokanten Interviewbuch im deutschen Blätterwald rauschen. Am Montag betrat er erstmals wieder eine politische Bühne in Europa: EU-Kommissarin Neelie Kroes stellte ihn als Berater für die Förderung der Freiheit im Internet vor. Er solle helfen, Bedingungen für Internetaktivisten in Diktaturen zu verbessern.

„,Copy and paste‘ für alle?“

Viel mehr als dieses Thema interessierte bei der Pressekonferenz aber die Frage, wie Kroes auf die Idee kommen konnte, einen derart in der öffentlichen Meinung angepatzten Berater zu bestellen. „Ich suche Talente, keine Heiligen. Karl-Theodor ist fähig, talentiert, ein unkonventioneller Denker. Zu Guttenberg nahm auch Fragen wie „Heißt das jetzt ,Copy and paste‘ für alle?“ sportlich: „Ich habe einige Erfahrung mit dem Thema gemacht.“ Die Kritik, er plane seine Rückkehr in die Politik, wiegelte er ab: „Sie sehen mich nicht in Deutschland. Ich plane nicht, in den nächsten Monaten zurückzukehren.“ Honorar erhält er keines, die Kommission ersetzt ihm nur Reisespesen. Die könnten durchaus happig ausfallen, denn: „Meine Heimatbasis sind und bleiben die USA.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2011)

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