Vertreiben löst kein Problem

Süchtige auf Wanderschaft zu schicken, ist keine Strategie zur Drogenbekämpfung.

Zugegeben, besonders leicht hat es die Polizei nicht. Denn der Handel mit und der Besitz von illegalen Drogen ist nun einmal verboten. Und Orte, an denen Drogenkranke in großer Zahl auftreten, sind ein Sicherheitsproblem – ein gefühltes, aber auch ein reales. Und würde die Polizei hier nicht einschreiten, würde sie ihrer ureigensten Aufgabe nicht gerecht, nämlich dem Aufrechterhalten der öffentlichen Ordnung. Auf der anderen Seite kann es aber nicht der Sinn der Sache sein, die Wiener Drogenszene mittels polizeilicher Schwerpunktaktionen permanent auf Wanderschaft zu schicken. Denn derartige Aktionen beruhigen maximal die Anrainer der betroffenen Orte, die sich über einen Zuwachs an gefühlter Sicherheit in ihrer Umgebung freuen können.

Seit Jahren schon läuft dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen Exekutive und Süchtigen. Mit dem Effekt, dass die Szene zwischen Karlsplatz, Wien-Mitte, Rennweg etc. umherwandert, an immer neuen Orten auftaucht – und auch bald wieder verschwindet. Zyniker könnten anmerken, dass auf diese Weise wenigstens die Belastung gleichmäßig auf die Stadt verteilt wird. Doch andererseits kann man Suchtkranke, die sich an einem bestimmten Ort sammeln, wenigstens unter Kontrolle halten. Eine Verlagerung der Szene von gut einsehbaren Orten – der Karlsplatz ist zum Beispiel ein solcher – in dunkle Hinterhöfe sorgt à la longue für noch größere Probleme.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2011)

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