Der deutsche Verfassungsschutz wusste bis 2001 über geplante Überfälle und mögliche Verstecke des Zwickauers Neonazi-Trios Bescheid. Das belege ein Geheimbericht, heißt es in deutschen Medien.
Bei den Ermittlungen zur deutschen Neonazi-Mordserie mit mindestens zehn Toten, zwei Bombenanschlägen und mehreren Banküberfällen wird das Versagen der deutschen Geheimdienste immer mehr offensichtlich: Wie aus einem Geheimbericht hervorgehe, habe der Verfassungsschutz schon im Frühjahr 1999 verlässliche Hinweise gehabt, dass sich das Trio in Chemnitz versteckt hielt. Die Beamten wussten auch, dass es bewaffnete Überfälle plante, berichtet das Magazin "Der Spiegel". Allerdings hätten sich die Beamten der Landes- und Bundesbehörden misstraut.
Die Ermittler waren dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) mehrmals auf der Spur, haben aber nie den entscheidenden Schritt zur Festnahme gewagt. Bei den Ermittlern "verdichteten sich spätestens seit Mitte März 1999 die Informationen, dass sich die Gesuchten im Raum Chemnitz aufhalten sollen", heißt es in dem Untersuchungsbericht.
Der Text belastet auch den in Untersuchungshaft sitzenden ehemaligen NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Der habe gegenüber einem V-Mann gesagt, dass das Trio nicht mehr auf Geldspenden angewiesen sei. Die Ermittler deuten dies als Hinweis, dass er über die kriminellen Aktivitäten des Terrortrios informiert war. Außerdem soll ein weiterer NPD-Funktionär dem Trio beim Untertauchen geholfen haben.
Rechtsextreme Mordserie
Das Trio Beate Z., Uwe M. und Uwe B. war 1998 untergetaucht. Es soll für die Morde an neun ausländischen Kleinunternehmern in den Jahren 2000 bis 2006, für den Tod der Polizistin Michele Kiesewetter 2007 und für zahlreiche Banküberfälle verantwortlich sein. Die Serie und ihr rechtsextremer Hintergrund sind im November 2011 ans Licht gekommen, als in einem ausgebrannten Wohnmobil die Leichen von Uwe B. und Uwe M. gefunden wurden. Neben Beate Z. sitzen vier weitere Verdächtige in U-Haft.
(Red.)