Neuer Industrie-Präsident aus der Steiermark?

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Der Wiener Georg Kapsch gilt schon lange als logischer Nachfolger von Veit Sorger als Präsident der Industriellenvereinigung. Mit Jochen Pildner-Steinburg gibt es jetzt aber einen gewichtigen Gegenkandidaten.

Wien. Bis zum Tag X sind es noch fünf Monate – trotzdem wird in der Industriellenvereinigung kaum ein Thema mit so viel Aufgeregtheit diskutiert: Am 21. Juni wird Österreichs größte freiwillige Interessenvertretung einen neuen Präsidenten wählen. Veit Sorger wird nach acht Jahren an der Spitze der IV abdanken. Wer wird der Neue?

Der Tradition des Hauses folgend wird der Präsident vom rund 100-köpfigen Bundesvorstand gewählt. Vor allem aber: Die Amtsübergabe soll möglichst reibungslos erfolgen – sprich: mit breitem Konsens. Kampfabstimmungen sind im altehrwürdigen Haus der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz unerwünscht.

Genau danach sieht es im Moment allerdings aus. Schon lange gilt Unternehmer Georg Kapsch, Chef der IV-Wien, als „logischer Nachfolger“ Sorgers. Offenbar aber nicht für alle: Kapsch hat für viele den Makel, „zu liberal“ zu sein. Immerhin war er Ende der Neunzigerjahre auch Mitglied des Liberalen Forums in Wien. Das wird von den Konservativen in der Interessenvertretung mit gewissem Argwohn gesehen. Es gilt, eine „neue Wende“ im Land vorzubereiten. Und da käme ein politisches „Statement“ an der Spitze der IV wie gerufen.

Klaus Pöttinger, Präsident der IV-Oberösterreich, gilt als Kandidat. Mittlerweile werden ihm aber nur mehr überschaubare Chancen auf einen Sieg eingeräumt. Ganz im Gegensatz zu Jochen Pildner-Steinburg, dem Präsidenten der steirischen IV und Chef der GAW Grazer Armaturenwerk GmbH. Der 65-Jährige gilt mittlerweile als ernsthafter Gegenkandidat zu Georg Kapsch: Er tritt bei offiziellen Anlässen stets offensiv und pointiert gegen die (Bundes-)Politik auf, hat prominente Förderer, wie den steirischen Industriellen Werner Tessmar-Pfohl, der wiederum mit Thomas Prinzhorn sehr gut ist – und hat auch gute Kontakte zur SPÖ, etwa zum steirischen Landeshauptmann Franz Voves. Nicht zu unterschätzen sind auch landespolitische Interessen: Veit Sorger ist Steirer. Und die Steiermark hat, nachdem sie sich seitens der Bundes-ÖVP personalpolitisch grob vernachlässigt fühlt, das dringende Bedürfnis, wenigstens weiterhin in einer bundespolitisch wichtigen Schaltstelle zu sitzen. Schließlich ist die Macht der Industriellenvereinigung mit ihren rund 3500 Mitgliedern nicht zu unterschätzen.

Steirische Begehrlichkeiten

Vor einigen Monaten wurde daher Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein ins Spiel gebracht – ebenfalls Steirer. Damals wurde so argumentiert: Bartenstein sei mit seinem Generika-Unternehmen nicht nur erfolgreicher Industrieller – als ehemaliges Regierungsmitglied sei er am politischen Parkett auch durchaus versiert. Das Problem ist halt: Bartenstein ist nicht Mitglied des IV-Bundesvorstandes. Damit kann er auch nicht als Präsident kandidieren.

Also Jochen Pildner-Steinburg. Er selbst will sein mögliches Interesse an dem Job gegenüber der „Presse“ nicht kommentieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2012)

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