Beim Burschenschafter-Ball am Freitag in Wien würden "Rechtsextreme ungestört ihren Geschäften nachgehen", so die Grünen.
Die Grünen haben sich am Montag erneut mit Kritik zum umstrittenen Ball des Wiener Korporationsringes (WKR) zu Wort gemeldet. Ein besonderes Dorn im Auge ist es Sozialsprecher Karl Öllinger und dem Wiener Klubobmann David Ellensohn, dass beim Ball Medienvertreter ausgeschlossen seien: Der Ball würde "unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden". Die Erklärung dafür sei, dass Rechtsextreme vieler Länder aufmarschieren würden und dort "gerne ungestört ihren Geschäften nachgehen".
Scharfe Kritik übten die Grünen auch erneut daran, dass der Ball am 27. Jänner - dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz - stattfindet. "Das schlägt dem Fass den Boden aus", so Öllinger. Umso wichtiger sei die derzeit laufende Gedenk- und Aktionswoche gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus. Höhepunkt soll eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus und gegen den Ball am Freitagabend am Heldenplatz werden.
Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Kundgebung wies Öllinger zurück. Der Platz gehöre "nicht denen, die 1938 dort gestanden haben". Es soll auch am 27. Jänner sichtbar werden, dass es eine Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus gibt, sagte der Grüne Mandatar.
Auch SOS Mitmensch forderte am Montag einmal mehr eine Absage des Balls. Die Organisation legte einen offenen Brief einer Überlebenden der NS-Zeit vor, in dem sie die Hofburg-Betreibergesellschaft sowie alle Parteien dazu auffordert, "keine rechtsextremen Veranstaltungen in Räumen der Republik Österreich" zuzulassen.
Veranstalter weisen Vorwürfe zurück
Die Veranstalter des Balls wehrten sich gegen die Kritik. Der WKR-Ball stehe "im Zeichen von Freiheit und Demokratie", sagte Udo Guggenbichler, Organisator des WKR-Balls und Wiener Landtagsabgeordneter. Eine Gefahr sieht er auf Seiten der Gegner: Mitglieder radikaler linker Gruppen würden eigens aus dem Ausland nach Wien gebracht. "Hier müssen auch die Ballgäste beschützt werden."
Zur Kritik der Grünen, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen sei, meinte Guggenbichler, Medien könnten selbstverständlich anfragen. Über eine Zulassung werde in den Gremien entschieden.
Die FPÖ prüft rechtliche Schritte gegen die Absage der Hofburg-Betreibergesellschaft für die kommenden Jahre. Der Gleichheitsgrundsatz werde verletzt, kritisierte der FPÖ-Abgeordnete Harald Stefan. Dass am WKR-Ball Rechtsradikale anwesend seien, sei dem Innenministerium nicht bekannt: "Wir haben hier einen Pauschalvorwurf, der einfach in den Raum gestellt wird".
Der Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) findet heuer zum letzten Mal in der Wiener Hofburg statt. Die Wiener Hofburg Kongresszentrum BetriebsgmbH beschloss Anfang Dezember, die Hofburg den Burschenschaftern nicht mehr zur Verfügung zu stellen.
Der WKR ist ein Zusammenschluss von Studentenverbindungen, die laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands dem deutschnationalen bis rechtsextremen Milieu entstammen.
(APA/Red.)