Wachstum: Kleiner Aufschwung, große Gefahr

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) sieht die heimische Wirtschaft 2014 wieder an der Zwei-Prozent-Marke ankommen. Doch auch diese Prognose könnte schon bald wieder gesenkt werden.

Wien/hie. Die fetten Jahre sind für die heimische Wirtschaft erst einmal vorbei. Und auch auf längere Sicht wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter dem Vorkrisenniveau bleiben. Besonders karg soll das laufende Jahr ausfallen: Da wird die Wirtschaftsleistung mit einem Plus von 0,4 Prozent so gut wie stagnieren, schätzt das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Die Prognose des Instituts für Höhere Studien (IHS) ist zwar etwas besser – mit plus 0,8 Prozent aber auch nicht sehr gut. Ab dem nächsten Jahr sieht das Wifo eine langsame Erholung, aber erst 2014 solle das Wachstum dann wieder die Zwei-Prozent-Marke knacken (siehe Grafik).

Unter dem Strich werde in den fünf Jahren bis 2016 ein Konjunkturplus von 1,6 Prozent pro Jahr stehen. Das wäre etwas mehr als in den vergangenen fünf Krisenjahren (1,3 Prozent), aber noch immer deutlich weniger als in den Jahren vor der Krise (2,2 Prozent).

Und auch darauf ist wenig Verlass: Denn es wäre nicht das erste Mal, dass die Wirtschaftsforscher ihre Prognose nach unten korrigieren. So wie das vergangene Woche etwa die Weltbank getan hat: Die Analysten der Organisation mit Sitz in Washington haben ihre Erwartungen für die Weltwirtschaft deutlich heruntergeschraubt. Im schlimmsten Fall, so ihr Fazit, drohe eine weltweite Rezession.

Eurozone bedroht Weltwirtschaft

Die größte Gefahr für die Weltwirtschaft heißt Europa. Und auch für Österreich stellt die Eurokrise das größte Risiko dar. Denn als kleine Volkswirtschaft ist die Alpenrepublik ganz besonders auf den Export angewiesen: Die Exportquote (exportierte Waren und Dienstleistungen gemessen am BIP) Österreichs lag 2010 bei 55 Prozent und damit weit über dem EU-Durchschnitt von etwa 40 Prozent, so die Statistik Austria. 80 Prozent der heimischen Exporte gehen in die EU.

Das Wifo ist bei seiner Prognose noch relativ optimistisch und legt für heuer ein globales Wachstum von 3,2 Prozent zugrunde. Die Weltbank rechnet schon jetzt nur noch mit einem Plus von 2,5 Prozent – und weist gleichzeitig auf erhebliche Risken hin. Die Eurozone sieht sie bereits in der Rezession angekommen. Auch das Wifo geht für seinen aktuellen Ausblick von relativ optimistischen Annahmen aus: „Die Prognose ist natürlich mit entsprechenden Risken behaftet. Wenn sich die Eurokrise weiter verschlimmert, hat das natürlich auch für Österreich negative Auswirkungen“, sagt Wifo-Ökonom Stefan Ederer.

Die gute Nachricht: Die Beschäftigung wird in Österreich trotz schwächerer Wirtschaft zunehmen. Weil aber auch die Arbeitskräfte mehr werden, dürfte die Arbeitslosigkeit in den nächsten Jahren trotzdem leicht steigen.

Spanien in der Rezession

In Europa zeigen die Vorzeichen jedenfalls nach unten. Auch in Deutschland, dem Zugpferd der EU, trübt sich die Konjunktur ein. Im letzten Quartal 2011, so die Bundesbank in ihrem Monatsbericht, sei das wirtschaftliche Wachstum zum Stillstand gekommen. Sogar ein leichter Rückgang sei möglich. Die Industrie erlitt einen Auftragseinbruch von fast fünf Prozent – so viel wie seit drei Jahren nicht mehr. Und mehr als 0,6 Prozent Wachstum gehen sich auch im laufenden Jahr nicht aus.

Doch die Gefahr schlummert im Süden. So meldeten sich am Wochenende Experten zu Wort, die nach Griechenland Portugal als das nächste Land sehen, das vor der Pleite steht. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel sieht die Portugiesen bereits auf einen Schuldenschnitt zumarschieren. Und für das Nachbarland Spanien prognostizierte die Notenbank für heuer eine um 1,5 Prozent schrumpfende Wirtschaftsleistung.

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