Verbund: Zoff mit bekannten Feinden

Analyse. Wieso wichtige Verbund-Deals stets blockiert werden.

wien. Montagabend im "Zigarrenklub" der PR-Agentur Pleon-Publico. Als Gastredner ist Verbund-Chef Hans Haider eingeladen worden. Rund 70 Wirtschaftstreibende lauschen seinen Ausführungen. Es geht natürlich um die geplante Fusion der Verbundgesellschaft mit der OMV - und Haider genießt es sichtlich, die Vorteile des Zusammenschlusses zu erläutern.

Doch dann ist Schluss mit lustig. Haider wird nach dem massiven Widerstand zweier Verbund-Großaktionäre befragt: Der niederösterreichische Energieversorger EVN sowie die Wienstrom haben sich ja bekanntlich ablehnend zu dem Vorhaben geäußert. Und das könnte tatsächlich das Projekt zu Fall bringen: Zusammen verfügen die Energieversorger über mehr als 25 Prozent am Verbund. Ohne ihr Okay geht gar nichts.

Wobei sie natürlich auch durchaus mit sich reden lassen würden: Ein paar Anteile an der Wasserkrafttochter des Verbundes, der AHP, könnten schon zu einem Stimmungsumschwung führen, wird signalisiert. Der Verbund-Chef ist empört: "Wir sind ja keine Idioten", wettert er. "Es ist schon erlaubt, Wünsche an das Christkind zu haben, aber nicht alle Wünsche werden erfüllt."

Es ist offensichtlich: Die Großaktionäre aus Wien und Niederösterreich sind für den Verbund-Chef ein grellrotes Tuch. Was irgendwie verständlich ist: Seitdem die beiden Energieversorger (gemeinsam mit der Tiroler Tiwag) im Jahre 1999 sukzessive Anteile am Verbund über die Börse erworben haben, blockieren sie munter wichtige strategische Entscheidungen im Konzern.

Das aktuelle "Njet" zur OMV-Fusion reiht sich jedenfalls nahtlos ein in zahlreiche erfolgreiche Blockade-Aktionen. Zum Beispiel jene des Jahres 2000. Damals hatte der Verbund das Fusionsprojekt "Energie Austria" verfolgt. Geplant war ein Zusammengehen des Verbunds mit den Energieversorgern aus Oberösterreich und der Steiermark. Doch der Verbund benötigte eine Dreiviertel-Mehrheit der Aktionäre. Die bekam er nicht - dafür sorgte das Aktionärs-Trio EVN, Tiwag und Wienstrom.

Ein Jahr später scheiterte ein weiterer Versuch des Verbundes, europäisches Format zu bekommen: Geplant war eine Wasserkraft-Ehe mit dem deutschen Energie-Riesen E.On. Prompt meldeten die Landesversorger Bedenken an. Ihre "Sorge" wegen eines "Ausverkaufs der österreichischen Wasserkraft" schlug alsbald hohe Wellen - der Deal wurde von der Regierung verhindert.

Die "Sorge um die Wasserkraft" - die dürfte tatsächlich das Motiv für die Blockadepolitik der aufmüpfigen Energieversorger sein. Der Verbund verfügt über 107 Wasserkraftwerke. Und das ist ein Asset, auf das die Landesversorger gerne mehr Zugriff hätten - denn derzeit halten sie bloß ein paar Prozent an der Wasserkraft-Firma AHP. Sehr entlarvend: Im Jahre 2001 erklärte der damalige EVN-Chef Rudolf Gruber: "Wir sind bereit, die Sperrminorität am Verbund-Konzern aufzugeben und uns in die Kraftwerksgesellschaft zurückzuziehen."

Die letzte Blockade der Wiener und Niederösterreicher datiert mit März dieses Jahres. Damals wollte der Verbund 25 Prozent am oberösterreichischen Versorger Energie AG erwerben. Das Unterfangen wurde verschoben: Zuerst muss die "Österreichische Stromlösung" unter Dach und Fach sein. Und die wollen vor allem - erraten: die Wiener und die Niederösterreicher.

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