Iranische Terrorspur in Bangkok

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Nur einen Tag nach dem Anschlag auf israelische Botschaftsangehörige in Delhi und einem gescheiterten Attentat in Georgien sind die Vorbereitungen für einen weiteren Anschlag in Bangkok schiefgelaufen.

Bangkok. Die Pridi Banomyong Straße Nummer 35 in Bangkoks gehobenem Ekkamai-Viertel sah am Dienstagnachmittag aus wie ein Schlachtfeld: Glassplitter einer geborstenen Schaufensterscheibe und einer Telefonzelle lagen quer über die Fahrbahn verstreut, Bombensplitter hatten die Windschutzscheiben von Autos durchlöchert. Auf den Aufnahmen, die eine lokale Tageszeitung auf ihrer Webseite veröffentlichte, war Blut auf dem Gehsteig zu sehen. Daneben lagen Kleidungsstücke des Attentäters, der sich hier kurz zuvor aus Versehen selbst verletzt hatte.

Nur einen Tag nach dem Anschlag auf israelische Botschaftsangehörige in Delhi und einem gescheiterten Attentat in Georgien sind möglicherweise die Vorbereitungen für einen weiteren Anschlag in Bangkok schiefgelaufen. Am frühen Nachmittag ist Berichten zufolge in einem Haus im Stadtteil Ekkamai ein Sprengsatz explodiert – offenbar war diese Explosion nicht geplant. Ein Verletzter floh daraufhin mit einer schwarzen Sporttasche auf die Straße. Als ein Taxi den Mann nicht mitnehmen wollte, warf er einen weiteren Sprengsatz auf das Auto, das dadurch schwer beschädigt wurde. Der Fahrer wurde durch die Detonation verletzt.

Bombe gegen Baum geworfen

Wenige Straßen weiter stellten Polizisten den Flüchtigen. Als dieser versuchte, einen Sprengsatz auf die Beamten zu werfen, blieb die Bombe offenbar an einem Baum hängen und detonierte direkt neben ihm. Der mutmaßliche Attentäter soll bei der Explosion beide Beine verloren haben.

Angehörige eines Bombenkommandos suchten anschließend die Straße nach weiteren Sprengsätzen ab. In der Nähe fanden die Beamten einen iranischen Ausweis. In dem Haus, in dem sich die erste Explosion ereignet hatte, fanden Polizisten weitere Sprengsätze. Einer der beiden mutmaßlichen Komplizen des Attentäters wurde kurze Zeit später auf dem internationalen Flughafen der Stadt festgenommen, als er gerade nach Malaysia ausreisen wollte.

Regierungssprecherin Thitima Chaisaeng sagte, die Verdächtigen hätten in dem Haus Bomben gebaut. Polizisten hätten dort mehrere Ladungen C4-Sprengstoff und Fernzünder sichergestellt. Ermittler versuchten nun zu klären, ob die Verdächtigen einen Anschlag vorbereitet haben und ob es sich dabei um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben könnte.

Erst im Jänner hatten die Behörden in Bangkok nach einer Terrorwarnung durch Israel und die USA einen Libanesen, der mit einem schwedischen Pass eingereist war, festgenommen. Er führte die Beamten zu einem Haus außerhalb von Thailands Hauptstadt, das er vor etwa einem Jahr gemietet hatte. Dort stellten die Beamten mehrere Tonnen Bombenbaumaterial sicher, darunter hunderte Liter Ammoniumnitrat. Einige Berichte legten nahe, dass der Mann Kontakte zu libanesischen Hisbollah-Milizen gehabt haben soll. Diese werden vom Iran unterstützt. Eine Verbindung zu dem gestrigen Vorfall erscheint daher plausibel.

Sorge um Tourismuseinnahmen

Thailands Regierung versuchte in den folgenden Wochen – offenbar aus Sorge vor zurückgehenden Touristenzahlen –, den Vorfall herunterzuspielen. Die zu Jahresbeginn gefundenen Bombenutensilien seien nicht für Ziele in Thailand gedacht gewesen, hieß es von offizieller Seite. Das Außenministerium bestellte sogar Diplomaten von mehreren Staaten ein, die ihre Reisewarnung für Thailand aufrechterhalten haben, und verlangte eine Erklärung.

Auf einen Blick

Die Vorfälle in Bangkok deuten auf eine Intensivierung des Schattenkriegs zwischen dem Iran und Israel hin. Am Montag wurde in Indiens Hauptstadt, Neu Delhi, ein Attentat auf das Auto eines israelischen Diplomaten verübt, ein weiterer Bombenanschlag wurde in Georgien gerade noch verhindert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2012)

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