Neue Taxizentrale startet mit Schwierigkeiten

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Am ersten Betriebstag der neuen Funkzentrale sind bis Nachmittag keine Taxis verfügbar. Man ist gelassen: „Die Taxis fahren schon den ganzen Tag.“ Wartezeiten sollen sich in Zukunft verringern.


Wien. Eigentlich hätten sie erst am nächsten Montag starten wollen, sagt Funkzentralen-Betreiber Ralph Brück, aber nach einem „Kommunikationsproblem" mit den Medien „haben wir gedacht, macht ja nix, lassen wir das. Jetzt sind wir halt etwas unter Druck."

Seit gestern, Montag, ist Wiens dritte Taxifunkzentrale mit der Nummer 36100 in Betrieb. Rund 80 Taxilenker sind seither für die beiden deutschen Brüder Ralph und Holger Brück unterwegs, um die Wiener Taxiwelt aufzumischen. Denn in der liegt laut den beiden Unternehmern noch großes Potenzial: Rund 4500 Taxis gibt es in Wien, aber nur die Hälfte davon fährt unter einer Funkzentrale. Mit einer niedrigeren Funkpauschale von 336 Euro statt 600 Euro monatlich bei den Konkurrenten „40100" und „31100" wollen die beiden neue Taxiunternehmer anlocken.Angeblich mit Erfolg: „Die Leute laufen uns die Bude ein", sagt Brück. Der erste Betriebstag der Funkzentrale ist dann aber doch von Schwierigkeiten geprägt.

Als „Die Presse" um zirka zwölf Uhr telefonisch ein Taxi anfordert, heißt es aus der Funkzentrale, dass die Taxis erst um 16 Uhr ihren Betrieb aufnehmen. Bei einem erneuten Anruf um zirka 13 Uhr heißt es wiederum, dass das nächste Taxi erst in zwei Stunden verfügbar sei, „der Computer ist eben abgestürzt". Wieder hätte der Fahrgast zur Konkurrenz gehen müssen.

Kommt es oder kommt es nicht?

Bei Betreiber Ralph Brück hört sich das freilich ein bisschen anders an: „Die Taxis sind schon den ganzen Tag am Fahren, aber es kommt natürlich schon zu Wartezeiten", sagt er im Gespräch mit der „Presse". Bis zu 15 Minuten „oder so" müsse man etwa warten, wenn jemand ein Taxi in die zentrumsnahe Nussdorfer Straße bestellen würde. In die Außenbezirken, wie den 23. Bezirk, dauere es noch länger. Das solle sich in den nächsten Tagen aber ändern. Tatsächlich, kurz nach 14.30 Uhr hätte auch ein Fahrer Zeit gefunden, um für die „Presse" in „zirka acht Minuten" in den dritten Bezirk zu kommen.
Bei der Feuerprobe um 17 Uhr sieht die Sache anders aus: „Bitte ein Taxi ins Herz-Jesu Krankenhaus", fordern wir. 25 bis 30 Minuten werde es brauchen, sagt der Mann in der Funkzentrale. „Egal, schicken Sie trotzdem." Nach 40 Minuten in der Kälte ist das Taxi noch immer nicht da. Wieder ein Anruf in der Zentrale: „Wann kommt es denn?" Schweigen, Suchen in den Unterlagen. „In acht Minuten." Das Taxi wird auch nach zwanzig Minuten nicht erscheinen.

Lenker gesucht

Taxilenker Johann Bacher hätte einer der Fahrer sein können, die von der neuen Zentrale geschickt werden. „Ich finde es super, dass es jetzt eine vernünftige Konkurrenz gibt", sagt der 60-Jährige. Seinen Vorteil sieht er in den niedrigeren Gebühren, aber auch darin, dass er von der neuen Funkzentrale das Funkgerät gratis eingebaut bekommt. Er weiß, dass es wohl noch dauern wird, bis sich die neue Funkzentrale auf dem Markt etabliert hat. „Ein bis zwei Jahre", schätzt er.
Geht es nach den Brücks, muss der Markt schneller erobert werden. Wobei dabei die Anzahl der Taxis entscheidend sein wird, die bereit sind, unter der neuen Zentrale zu fahren. 500 bis 600 Taxis sind notwendig, um Wien flächendeckend zu versorgen. Bei den Brücks sollen zu den bereits vorhandenen 80 Lenkern bis Ende des Monats fix weitere 120 Fahrer dazukommen. „Danach werden wir sehen", sagt Ralph Brück.

Im Gegensatz zu den beiden bestehenden Funkzentralen sehen die Brücks jedenfalls kein Problem, wenn „ihre" Fahrer auch bei anderen Funkzentralen unter Vertrag sind oder die Kunden zusätzlich über eine Taxi-App bekommen.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hatte ja Anfang Februar ein Verfahren gegen die beiden Unternehmen „40100" und „31300" eröffnet. Ihnen wird vorgeworfen, ihre marktbeherrschende Stellung zu missbrauchen, weil sie durch Exklusivitätsklauseln verhindern, dass die Taxiunternehmer Aufträge von anderen Anbietern annehmen. Nun wird ermittelt: „Solche Verfahren dauern bis zu drei Jahren", sagte BWB-Sprecher Stefan Keznickl.

Auf einen Blick

Neue Funkzentrale. Ab sofort gibt es unter der Nummer 36100 eine dritte Taxifunkzentrale in Wien. Der erste Betriebstag war noch von Wartezeiten und Schwierigkeiten geprägt. Das solle sich in den nächsten Tagen aber ändern, sagt Betreiber Ralph Brück.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2012)

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