Hunderte Menschen protestieren in der afghanischen Hauptstadt gegen Koran-Verbrennungen durch US-Soldaten. Es gibt mehrere Verletzte, sechs Demonstranten kamen bereits ums Leben.
Schwere Ausschreitungen erschüttern Afghanistan. In einem Vorort der Hauptstadt Kabul versammelten sich am Mittwoch den zweiten Tag in Folge hunderte Menschen, um gegen Koran-Verbrennungen durch US-Soldaten zu protestieren. Die Demonstranten warfen mit Steinen und demolierten Autos. Im Bezirk Shinwar in der Provinz Parwan nördlich von Kabul starben sechs Menschen, wie eine Sprecherin der Provinzbehörden der Nachrichtenagentur AFP sagte. Bei Zusammenstößen mit der Polizei seien 13 weitere Menschen verletzt worden.
Laut Augenzeugen wurden Schüsse auf die demonstrierende Menschenmenge abgegeben. In Kabul setzten nach Angaben der Polizei wütende Aktivisten Fahrzeuge in Brand und griffen Geschäfte an. Die dort ansässige US-Botschaft ordnete aus Sicherheitsgründen ein Reiseverbot für ihre Mitarbeiter an.
Auch in der ostafghanischen Stadt Jalalabad gab es Proteste gegen die Verbrennung von Koran-Ausgaben. Rund tausend Studenten blockierten dort eine Hauptstraße. Am Vortag hatten tausende Afghanen den Stützpunkt Baghram attackiert, nachdem bekannt geworden war, dass dort US-Soldaten Ausgaben des Koran verbrannt hatten.
Der Oberkommandierende der Nato-geführten ISAF-Truppe, US-General John Allen, hatte sich am Dienstag für den "unangemessenen" Umgang mit islamischem religiösen Material, darunter Koran-Ausgaben, entschuldigt. Genauere Angaben zu den Vorgängen machte er nicht. Allen kündigte eine umfassende Untersuchung an. Außerdem sollen alle ISAF-Soldaten ein Training darin erhalten, wie "angemessen" mit religiösem Material umgegangen wird.
(Ag.)