Telekom schreibt tiefrote Zahlen

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Der kräftige Personalabbau und die defizitäre weißrussische Tochter Velcom haben dem Konzern im Vorjahr einen weit über den Erwartungen liegenden Verlust beschert. Jetzt wird bei der Telekom Austria gespart.

Wien/Eid. Die Korruptionsaffäre ist nicht das einzige Problem der Telekom Austria: Hohe Kosten durch überschüssiges Personal und die defizitäre weißrussische Tochter Velcom haben den Konzern im Vorjahr tief in die roten Zahlen schlittern lassen. Der Nettoverlust von 252,8 Mio. Euro ist deutlich höher als von Analysten erwartet. 2010 schrieb die TA noch 195,2 Mio. Euro Gewinn. Zuletzt gab es 2008 ein Minus.

Der eine Klotz am Bein ist das schwere Erbe der Vergangenheit: unkündbare Beamte, für die die TA keine Beschäftigung mehr hat. Die Rückstellungen für Personalmaßnahmen (Sozialpläne und Golden Handshakes) belasten den Konzern in Summe mit 888 Mio. Euro – allein im Vorjahr kamen 234 Mio. Euro hinzu. Den zweiten Klotz am Bein hat sich die TA selbst umgehängt: die hohe Inflation und die Abwertung des weißrussischen Rubels führten bei der weißrussischen Tochter Velcom zu einer Wertberichtigung von 279 Mio. Euro.

„Die Telekom ist operativ ein kerngesundes Unternehmen, als einzige westeuropäische Telekom-Firma haben wir einen Zuwachs im Festnetz. Wir müssen aber einige außerordentliche Brocken verkraften“, versuchte Konzernchef Hannes Ametsreiter am Donnerstag das Vorjahresergebnis zu beschönigen. Nüchterner fiel die Einschätzung von Finanzvorstand Hans Tschuden aus: „Das Jahr 2011 ist zum Abhaken.“

Heuer wieder Gewinn

Für das laufende Jahr stellte Ametsreiter mit einem Gewinn in dreistelliger Millionenhöhe die Rückkehr in die schwarzen Zahlen in Aussicht. Der Umsatz und das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürften jedoch stagnieren. Außerdem könnte die Velcom weitere Wertberichtigungen erforderlich machen. Ein Verkauf des einst um 1,4 Mrd. Euro vom Investor Martin Schlaff und seinem Geschäftspartner Id Samawi übernommenen Mobilfunkers stehe „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht zur Debatte. Prinzipiell wollte Ametsreiter einen Rückzug aus Weißrussland aber nicht ausschließen. Was das Personal betrifft, muss Tschuden heuer noch einmal 50 Mio. Euro abschreiben.

Die Rückkehr in die Gewinnzone soll nicht nur ein Wegfall der einmaligen Belastungen ermöglichen, auch das Kostensenkungsprogramm soll fortgeführt werden. Es soll heuer den operativen Cashflow (ein wichtiger Indikator in der Telekombranche) um 40 Mio. Euro und 2013 um 90 Mio. Euro verbessern. Geplant ist laut Ametsreiter ein Bündel von Maßnahmen in Einkauf, Kundenservice und der Verwaltung. Ein Drittel soll durch Umsatzsteigerungen hereinkommen. Ob das vor allem Effekte der Preiserhöhung sind? „Der Zeitpunkt für eine solche Maßnahme ist nie richtig, andere Firmen haben das auch gemacht“, versuchte Ametsreiter die umstrittene Koppelung der Gebühren an die Inflationsrate zu rechtfertigen.

Auch der Personalabbau geht weiter. Im Vorjahr hatte die TA-Gruppe 17.217 Beschäftigte, das Plus von 4,3 Prozent resultiert aus Zukäufen in Bulgarien und Kroatien. Im Inland sank der Personalstand um 400 Beschäftigte auf 9292. Einen vergleichbaren Rückgang erwartet Tschuden auch im laufenden Jahr.

Dividende wird halbiert

Die Aktionäre – allen voran die ÖIAG und Neogroßaktionär Ronny Pecik – erhielten den Dämpfer schon im Dezember: Da beschloss der Konzern, angesichts des drohenden Verlusts die Dividende von 76 auf 38 Cent zu halbieren. Diese Ausschüttung ist auch für 2012 vorgesehen.

Die Börse hatte offenbar mit noch schlechteren Nachrichten gerechnet: Die TA-Aktie, die sich zuletzt wieder im Abwärtstrend befand, legte um fast drei Prozent zu. Der Kurs liegt mit 8,8 Euro aber weiterhin unter dem Emissionspreis von neun Euro.
? Korruptionsaffäre, Seite 2

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