Auf dem Weg zur Normalität

Spar verabschiedet sich vom strikten Nein zur Sonntagsöffnung. Gut so.

Wer hätte das gedacht: Jahrelang hielt die Spar-Gruppe das Einkaufen am Sonntag für eine Art sozialen Frevel. Als wäre die Welt nicht schon hektisch genug, würde tausenden Mitarbeitern und deren Familien auch noch der einzige Tag der gemeinsamen Ruhe geraubt – weshalb Spar die Rollbalken am siebten Tag der Woche lieber unten ließ. Zum Wohle der Mitarbeiter und deren Familien, wie mehrfach erklärt wurde.

Das galt interessanterweise nur für österreichische Beschäftigte. In Italien und Osteuropa hielten auch Spar-Läden sieben Tage in der Woche offen. Mittlerweile hat der Konzern aber seine Strategie geändert: Dort, wo sonntags aufgesperrt werden kann und sich dieser Schritt auch rechnet, wird auch hierzulande geöffnet. Etwa an Bahnhöfen in Graz und Linz. Demnächst werden auch Wiener Kunden am Tag des Herrn nicht mehr zur Konkurrenz geschickt.

Das ist ein begrüßenswerter Schritt. Zu Beginn des dritten Jahrtausends darf es getrost den Unternehmen, deren Mitarbeitern und ihren Gewerkschaften überlassen werden, ob am Sonntag offen gehalten wird oder nicht. Gibt es eine für alle Teile akzeptable Lösung, wird aufgesperrt. Und wenn nicht, dann eben nicht. So wird das übrigens in aller Welt gehandhabt, im hoch sozialen Schweden wie in den neokapitalistischen Konsumtempeln Asiens. Warum sollte es ausgerechnet hierzulande nicht funktionieren?

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2012)

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