Anlegen mit Goldman's Eleven

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Nach den „BRIC“-Staaten haben Goldman Sachs-Analysten mit den „Next Eleven“ die nächste Wachstumsregion im Visier. Taugen Länder wie Ägypten als Investment?

Wien. Vor elf Jahren gelang Jim O'Neill, dem Chefstrategen der Investmentbank Goldman Sachs, ein wahrer Coup. Damals prägte er in einer seiner Veröffentlichungen den Namen „BRIC“ – stellvertretend für die vier Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China. Diesen vier Volkswirtschaften prophezeite O'Neill das größte Wachstumspotenzial unter den Schwellenländern.

Und tatsächlich haben sich die Kräfte der Welt in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich verschoben: 1990 machten die BRIC-Staaten zusammen noch zehn Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft aus, heute sind es schon 25 Prozent.

Mittlerweile erkennt auch Goldman Sachs an, dass die vier Länder ihren Zenit möglicherweise überschritten haben. Die höchsten Wachstumsraten dürften schon der Vergangenheit angehören. „Was kommt als Nächstes?“, fragen sich Anleger aus aller Welt. Immerhin gibt es noch genug Länder mit kräftigem Aufholbedarf. Auch auf diese Frage hat das Team rund um O'Neill eine Antwort. Und die lautet: „Next Eleven“.

2005 wurde der Begriff eingeführt. „Unser Ziel war es, jene Länder zu identifizieren, die einen ähnlichen Einfluss auf die Weltwirtschaft wie die BRIC-Staaten haben könnten“, schreiben die Goldman-Analysten. Zu den Auserkorenen zählen Ägypten, Nigeria, Bangladesch, Indonesien, Pakistan, Südkorea, Vietnam, der Iran, Mexiko, die Türkei und die Philippinen.

„Man verbaut sich Chancen“

Diese Gruppe scheint auf den ersten Blick höchst unterschiedlich. Während Südkorea über Weltkonzerne verfügt, gilt Bangladesch eher als Werkbank des Westens. Als gemeinsamen Nenner führt O'Neill vor allem die Größe der Bevölkerung an. Aber auch die wirtschaftliche Stabilität, das politische Umfeld und das Bildungslevel spielten eine Rolle bei der Auswahl.

Die Next Eleven haben aber ebenso wie die BRIC-Staaten auch Kritiker auf den Plan gerufen. Ein Marketinggag seien die Namen und zu unterschiedlich die Länder, um sie in einer fixen Investmentstrategie zu vereinen. Auch Elke Speidel-Waltz, Investmentchefin im Private Wealth Management der Deutschen Bank, ist mit dem Konzept nicht ganz zufrieden: „Es gibt so viele andere interessante Länder. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, mich zu beschränken.“

Als Hauptgrund, der gegen ein Investmentkonzept wie die Next Eleven spricht, nennt sie die mangelnde Flexibilität. „Die Attraktivität ändert sich ja mit der Zeit. Man verbaut sich dadurch einige Chancen“, so Speidel-Waltz. Daneben sei die Auswahl auch auf Basis des voraussichtlichen Wirtschaftswachstum getroffen worden. „Und zwar auf dem langfristigen. Das überträgt sich aber nicht automatisch auf den Aktienmarkt“, so die Expertin.

Anleger sollten auch wissen, dass sich die Situation in jedem der Länder rasant ändern kann. So rauschte der ägyptische Aktienindex beim Sturz des Diktators Mubarak schlagartig in die Tiefe. All das spricht für ein aktives Management durch einen Fondsverwalter, denn ein einzelner Anleger müsste viel Zeit und Mühe investieren, um auf politische und wirtschaftliche Ereignisse reagieren zu können.

Bei der Fondsgesellschaft Franklin Templeton, die vor 20 Jahren als eine der ersten den Vorstoß in die Emerging Markets wagte, beteuert man, nicht auf „bestimmte Märkte“ zu setzen. „Wir wählen die Titel aus, die über alle Märkte hinweg am attraktivsten sind“, sagt der Fondsmanager Mark Mobius, der in Singapur einen Fonds für „Frontier Markets“– also Länder wie die meisten der Next Eleven – verwaltet. Am stärksten sei man momentan in Nigeria, Katar, Vietnam, Kasachstan, Saudiarabien und der Ukraine investiert. Als Themen würden sich vor allem der wachsende Konsum und Rohstoffe eignen.

Zertifikate, ETFs oder Fonds

Wer trotzdem auf die „Nächsten Elf“ setzen will, hat dazu verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann er ein Open-End-Zertifikat der Deutsche-Bank-Tochter DWS erwerben (ISIN DE000DWS0GG1). Diesem liegt ein Index zugrunde, der von der DWS aktiv verwaltet wird. Momentan wird nur in Unternehmen aus acht der elf Länder investiert.

Als Alternative bietet sich ein Indexfonds (ETF) von EasyETF (FR0010616656) an, der auf dem von der Stuttgarter Börse errechneten S-BOX-N11-Index beruht. Wer auf einen aktiv verwalteten Investmentfonds setzt, braucht sich nicht auf die elf „Grenzmärkte“ von Goldman Sachs zu konzentrieren. Ein Fondsmanager, der sich täglich mit Schwellenländern beschäftigt, entdeckt auch woanders gute Chancen.

Was Sie beachten sollten bei... den „Next Eleven“

Tipp 1

Zertifikat. Die DWS, eine Tochter der Deutschen Bank, hat ein Open-End-Zertifikat auf die Next Eleven im Angebot. Dieses wird von Experten aktiv verwaltet und investiert momentan in Aktien von acht der elf Länder. In Nigeria, Bangladesch oder dem Iran kann es wegen mangelnder Liquidität noch zu Problemen beim Investieren kommen.

Tipp 2

ETF. EasyETF, eine Tochter von BNP Paribas, bietet einen Indexfonds auf den N11-Index der Stuttgarter Börse. In diesem werden die elf Länder jedes halbe Jahr nach ihrer Wirtschaftskraft neu gewichtet. Die jeweils fünf größten Unternehmen aus jedem Land kommen in den Index. Die Deutsche Bank bietet auch Zertifikate auf diesen Index.

Tipp 3

Aktive Fonds. Eine Investition in die Next Eleven sollte eher eine spekulative Beimischung sein. Wer ernsthaft in Schwellenländer und Grenzmärkte investieren will, sollte zu einem aktiv verwalteten Fonds greifen. Ein Fondsmanager kann einzelne Unternehmen besser beurteilen und auch auf aktuelle Ereignisse schnell reagieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.02.2012)

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