Kommentar: Marko Arnautović versteht wieder einmal die Fußballwelt nicht mehr.
Es ist ruhig geworden um Marko Arnautović. Der 22-jährige Deutschland-Legionär hat in den vergangenen Wochen nicht einmal die „Bild“ mit Schlagzeilen füttern können. Er gab keine unbedachten Interviews, er äußerte sich nicht über sexuelle Vorlieben oder gar Silikon. In Klagenfurt trug der Exzentriker nur mit seiner eigenwilligen Frisur seine Ader zur Selbstdarstellung zur Schau. Als die Hymne vor dem Spiel gegen Finnland ertönte, da zwinkerte er mit einem Auge in die TV-Kamera, gleichzeitig wippte er allerdings nervös mit dem Oberkörper.
Arnautović kann und darf nicht mit normalen Maßstäben gemessen werden. Aber der Legionär von Werder Bremen ist sensibler, als viele glauben. Denn in dem Ausnahmekönner steckt auch eine Diva. Und als solche will er geliebt werden. Gegen Finnland fehlte ihm die notwendige Zuneigung, vor allem das Publikum hatte ihn so gar nicht lieb. Die Zuschauer pfiffen auf ihn, Teamchef Marcel Koller hatte nach einer Stunde genug und holte ihn vorzeitig vom Feld.
Marko Arnautović wirkte nach dem Match wie ein gekränktes Kind. Er entschuldigte sich für seine erbärmliche Leistung, fühlte sich aber unverstanden, weil er so eine Behandlung nicht verdient habe. Wer sich aber selbst als Größter fühlt, der darf sich nicht wundern, wenn er zur Zielscheibe der Fans wird. Nicht nur in Klagenfurt.
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("Die Presse", Printausgabe vom 2. März 2012)