Vorsicht, Steuerzuckerl!

Der Staat verspricht Pensionisten Geld, will aber vorher eine Anzahlung. Klingt ein wenig merkwürdig.

Wer kennt sie nicht, die netten E-Mails von betuchten afrikanischen Prinzen, die auf einem Milliardenvermögen sitzen, aber kurzfristig etwas knapp bei Kasse sind? Gegen eine Anzahlung versprechen sie das große Geld. An und für sich eine tolle Geschäftsidee, würden die Prinzen ihren Teil der Abmachung einhalten. Regelmäßig warnen Konsumentenschützer vor solchen „Zahlen, dann wirst du reich“-Modellen.

Aber wer braucht noch afrikanische Prinzen? Jetzt hat auch unser Vater Staat Geld zu verschenken. Millionen sogar. Und er schenkt dieses Geld 80.000 Pensionisten mit privater Zusatzpension. Allerdings nicht sofort. Denn jetzt gerade ist er unglücklicherweise etwas knapp bei Kasse.

Gegen eine einmalige Anzahlung von 900Millionen Euro erlässt er den Pensionisten jährlich 75 Millionen. In zwölf Jahren beginnt es sich also für die Rentner so richtig zu rentieren. Außer für jene, die vorher dings. Positiv denken! Statistisch gesehen lebt ein 60-Jähriger noch 21,46, eine 60-Jährige gar noch 25,31 Jahre. Wer natürlich richtig zocken will, könnte mit dem Geld auch eine Kreuzfahrt buchen.

Aber im Gegensatz zu afrikanischen Prinzen und italienischen Kapitänen hält Vater Staat, was er verspricht. Sollte er – was natürlich niemand ernsthaft in Betracht zieht – wieder einmal klamm sein, würde er die Pensionen verschonen und stattdessen eventuell die Erbschaftssteuer wieder einführen. Das würde sich dann wenigstens auszahlen.

gerhard.hofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2012)

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