Schlammschlacht um Bau der Nordautobahn

Milliarden-Auftrag. Weil die Asfinag Alpine Mayreder als Bestbieter reihte, hagelt es nun Klagsdrohungen.

Wien. Um 11 Uhr vormittags trat gestern der Aufsichtsrat der Straßenbaugesellschaft Asfinag zusammen. Um 14 Uhr war die Sitzung beendet. Eine Sitzung, in der es dem Vernehmen nach heiß her gegangen sein soll. Schließlich ging es um ein brisantes Thema - die Auftragsvergabe für den Bau der 51 Kilometer langen Nordautobahn A5. Rund eine Mrd. Euro ist der Auftrag schwer. Und der Aufsichtsrat entschied: Detailverhandlungen sollen nun mit dem Bestbieter, dem Salzburger Baukonzern Alpine Mayreder gestartet werden.

Damit ist Runde zwei der großen Schlammschlacht eröffnet worden. Runde eins war bereits vor zehn Tagen eingeläutet worden: Die "Presse" hatte damals berichtet, dass das Angebot von Alpine Mayreder um rund 100 Mill. Euro günstiger ist als jenes des so genannten "Akor"-Konsortiums (unter Federführung von Raiffeisen sowie des Baukonzerns Strabag). Was im unterlegenen Konsortium für massive Empörung sorgte. Die gipfelte in schweren Vorwürfen, die das Konsortium am Mittwoch in schriftlicher Form den Asfinag-Aufsichtsräten zukommen ließ. Tenor: Man sei bis zuletzt über die Zulässigkeit alternativer Finanzierungsformen im Dunklen gelassen worden. Die von Akor favorisierte "Versicherungsfinanzierung" (mit Hilfe von Versicherungen werden Risiken abgedeckt) sei zuerst von der Asfinag untersagt worden, im letzten Moment aber doch wieder zugelassen worden. So spät, dass es zeitlich nicht mehr möglich gewesen wäre, diese alternative Finanzierung auf die Beine zu stellen, wie Akor-Vertreter kritisieren. Alpine Mayreder habe diesbezüglich offenbar einen Informationsvorsprung gehabt, das sei "ein Skandal ersten Ranges", so Akor weiter.

Der Brief an die Asfinag-Aufsichtsräte könnte nun Konsequenzen haben - allerdings nicht die vom Konsortium erhofften: Direkt aus der Aufsichtsratssitzung soll mit Vertretern des Akor-Konsortiums telefoniert worden sein, um gegen die Vorgangsweise des Konsortiums zu protestieren. Man werde rechtliche Schritte gegen Akor prüfen, hieß es, weil der Asfinag in dem Brief immerhin strafrechtlich relevante Tatbestände vorgeworfen worden seien.

Außerdem soll geprüft werden, ob das Konsortium nicht aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen werden kann, weil es in dem Brief - dessen wichtigsten Punkte die "Presse" in der Donnerstagausgabe veröffentlichte - Details der Ausschreibung verraten habe. Ein allfälliger Ausschluss ist insofern von Bedeutung, als das Konsortium von der Möglichkeit Gebrauch machen möchte, gegen die Vergabe Einspruch zu erheben.

Aus Kreisen des Asfinag-Aufsichtsrates verlautete gestern, man habe sich für Alpine Mayreder aus mehreren Gründen entschieden: Erstens, weil das Angebot günstiger sei; zweitens, weil das Finanzierungskonzept überzeugt habe; drittens, weil das Unternehmen bereit sei, das volle Kostenrisiko bei zu geringer Auslastung der A5 zu tragen.

Der Spatenstich für die A5 soll laut Wunsch von Niederösterreichs Landes-Chef Erwin Pröll noch im Spätsommer erfolgen. Was allerdings angesichts des momentanen Kriegs zwischen Bietern und Asfinag eher unrealistisch ist: Ein Einspruch beim Bundesvergabeamt hätte monatelange Verzögerungen zur Folge. Ob das ebenfalls unterlegene Konsortium rund um den Baukonzern Bilfinger + Berger zu dieser Maßnahme greifen wird, war gestern noch offen. Konzern-Chef Richard Metzenbauer zu "Presse": "Wir werden das prüfen. Aber Drohgebärden finde ich lächerlich."

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