Die teuerste Adresse an der Themse

Der Handel mit Luxusimmobilien in London boomt. Italiener, Griechen oder Russen legen ihre Millionen in den Nobelbezirken an.

Es ist eine der teuersten Adressen der Welt: „One Hyde Park“, ein Luxuskomplex mit 86 Wohnungen mit Parkblick im Stadtteil Knightsbridge. Bis zu 75.000 Pfund (90.000 Euro) kostet der Quadratmeter – dafür gibt es neben Gaggenau-Küche und Marmorbädern mit in den Spiegel integrierten Plasmafernsehern auch Schwimmbad, Kino, Bibliothek, Golfsimulator und ein 24-Stunden-Service des Fünfsternehotels „Mandarin Oriental“. Für die Sicherheit sorgen bombensichere Fenster, mit Iris-Scannern gesicherte Fahrstühle und Panikräume. Die Post wird geröntgt.

Die größte Wohnung mit 2300 Quadratmetern über drei Etagen kaufte vor gut einem Jahr ein Geschäftsmann aus der Ukraine. Gerüchteweise um 136 Mio. Pfund (163 Mio. Euro), ein neuer Rekord für eine britische Immobilie.

Auch wenn „One Hyde Park“ selbst für London teuer ist, boomt der Markt mit Millionenimmobilien in der britischen Hauptstadt. Seit März 2009 sind die Preise für Privathäuser um 43 Prozent gestiegen – und liegen mittlerweile um knapp zehn Prozent über dem Niveau von vor der Finanzkrise 2008. Vor allem Villen und Wohnungen im Wert zwischen vier und acht Mio. Pfund finden reißenden Absatz. Als gebe es Wirtschaftsflaute, Sparhaushalt und steigende Arbeitslosigkeit nicht, liegt etwa in Kensington der Durchschnittspreis für ein Haus bei mehr als zwei Mio. Pfund. Dabei können sich die wenigsten Briten diese Preise noch leisten – mehr als die Hälfte der ernsthaft teuren Privathäuser geht an Ausländer.


London als sicherer Hafen. „London gilt als sicherer Hafen“, erklärt Liam Bailey von der Maklerfirma „Knight Frank“, die sich auf Luxusimmobilien spezialisiert hat. „Sie wissen, dass es eine gute Kapitalanlage ist.“ Derzeit sind es vor allem reiche Italiener, die ihre überflüssigen Millionen in eine prestigeträchtige Londoner Immobilie stecken.

Aber auch Griechen, Russen, Chinesen und Golfstaaten-Millionäre legen sich in London gern ein Zweit- oder Dritthaus zu. Im Schnitt geben sie dafür 3,7 Mio. Pfund aus. „Unsere Kunden aus Asien interessieren sich für Neubauten am Wasser, Europäer und Russen mögen historische Gebäude“, so Bailey.

Ein Ende des Booms sei – dank des beschränkten Angebots – nicht in Sicht. „Die Auflagen in den besten Lagen sind strikt. Außerdem kommt in diesen Vierteln wenig auf den Markt“, so Bailey. Bis 2016 könnte der Preis pro Quadratmeter in „One Hyde Park“ auf 100.000 Pfund steigen – genug, um in der Provinz ein Haus mit Garten zu kaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2012)

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