Nobel-Penthouse fürs Töchterchen

In New York bieten Russen, Chinesen und Brasilianer eifrig auf dem Immobilienmarkt mit und treiben so die Preise kräftig in die Höhe.

Sanford Weill hat schon manch lukrativen Deal eingefädelt, doch mit diesem Weihnachtsgeschenk hat der einstige Wall-Street-Tycoon selbst nicht gerechnet. Der Gründer und Ex-Chef der Citigroup-Bank brachte das Penthouse an der Nobeladresse Central Park West in Manhattan zum Listenpreis von 88 Millionen Dollar auf den Markt – und streifte im Dezember 2011 die volle Summe ein. 2007 hatte er knapp die Hälfte dafür bezahlt. Einen Teil, so versprach der im Zuge der Finanzkrise in Misskredit geratene Banker, werde er für karitative Organisationen spenden.

Zehn Zimmer, vier Badezimmer, 626 Quadratmeter hoch über dem Central Park: Das ist nunmehr das Refugium für eine 22-jährige Studentin, die das Apartment vorerst freilich nur gelegentlich für New-York-Trips nutzen wird. Der russische Milliardär Dmitri Rybolowlew hat die Luxuswohnung, die teuerste Immobilie der US-Metropole, seiner Tochter Ekaterina spendiert. Bisher hat ein Town House an der feinen Upper East Side mit 53 Mio. Dollar den New Yorker Rekord gehalten. Rybolowlew hat bereits in der Millionärsenklave Palm Beach in Florida für fast 100 Mio. Dollar eine Villa erstanden. Wegen der laufenden Scheidung erhob indes seine Frau Einspruch gegen die Transaktion in New York. Nach dem kurzfristigen Einbruch während des Finanzschocks 2008 floriert die Immobilienbranche im „Big Apple“ längst wieder. Wer sich in eines der Luxusapartments in Frank Gehrys neuem Wolkenkratzer in Manhattan einmieten will, muss 40.000 bis 60.000 Dollar Monatsmiete hinblättern. Selbst winzige Eigentumswohnungen sind im dicht besiedelten Stadtteil zwischen East und Hudson River kaum unter einer Mio. Dollar zu bekommen.


Hausse in Brooklyn. Die Hausse macht auch vor Brooklyn nicht halt: Jüngst wechselte das Town House in Brooklyn Heights, in dem der Schriftsteller Truman Capote den Bestseller „Frühstück bei Tiffany's“ verfasst hatte, für den Rekordpreis von zwölf Mio. Dollar den Besitzer. Ursprünglich war das Haus sogar mit 18 Mio. Dollar ausgeschrieben. Mehrköpfige Familien ziehen derweil immer weiter hinaus in die Vorstädte.

Bei einem Börsengang soll das Empire State Building demnächst eine Mrd. Dollar einbringen. Und im Herbst 2013 wird dann „One 57“, ein Wolkenkratzer an der 57th Street West vis-à-vis der Carnegie Hall, bezugsfertig sein. Die teuerste Wohnung ist mit 115 Mio. Dollar veranschlagt – und angeblich haben Chinesen, Russen und Brasilianer bereits Interesse bekundet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

New Articles

Türme für den »Bergstamm«

Wohn-Wahnsinn auf höchstem Niveau. In Tokio wachsen luxuriöse Wohntürme als »vertikale Städte«.
Wohnen

Erster Bezirk, erste Adresse: Der Innenstadthype geht weiter

Die Innere Stadt ist ein teures Pflaster – mit preislichem Steigerungspotenzial. Experten prognostizieren Quadratmeterpreise von bis zu 40.000 Euro. Käufer aus dem Osten machen Spitzenwerte möglich.
New Articles

Die teuerste Adresse an der Themse

Der Handel mit Luxusimmobilien in London boomt. Italiener, Griechen oder Russen legen ihre Millionen in den Nobelbezirken an.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.