Das Leck der Plattform "Elgin" belastet die Nordsee bisher weniger als angenommen. Der Teppich aus Gaskondensat ist etwa 4,5 km breit und 22 km lang.
Das Gasleck an der Förderplattform "Elgin" in der Nordsee belastet das Meerwasser bisher weniger als angenommen. Der Teppich aus sogenanntem Gaskondensat, der in einer Ausbreitung von 22 Kilometern Länge und 4,5 Kilometern Breite auf dem Wasser schwimmt, habe insgesamt ein Gewicht von etwa 3,8 Tonnen, teilte das britische Ministerium für Energie- und Klimaschutz am Freitag mit. Dieses Gemisch aus Gas und weiteren Kohlenwasserstoffen triebt als ölartiger, dünner Film auf der Meeresoberfläche "etwa wie leichtes Erdöl", erklärte Jürgen Messner, Erdölgeologe an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. Ursprünglich war angenommen worden, dass eine größere Menge Gaskondensat ins Meer gelangt sei.
Nach Tagen ist es am Donnerstag gelungen, das Leck an der Gasplattform zu orten: "Es befindet sich am Kopf der Bohrung - am oberen Ende des Bohrlochs", sagte ein Sprecher des Energiekonzerns Total. Das Gas komme aus einer Gesteinsformation 4000 Meter unter dem Meeresboden, trete aber ungefähr 25 Meter oberhalb der Wasseroberfläche aus. "Es ist nicht unter Wasser. Es gibt kein Gas, das im Meer Blasen schlägt und es ist auch nicht giftig", so der Unternehmenssprecher.
Das Leck befinde sich an einer aufgegebenen und verschlossenen Gasquelle. Wie das Leck geschlossen werden soll, blieb offen. "Wir bewerten derzeit noch die Lösungen", teilte der Konzern mit. Eine Entscheidung sei in einigen Tagen zu erwarten. Außerhalb des Sperrgebiets um die Gasplattform hatten sich zuvor zwei Löschschiffe in Position gebracht.
Das Gasleck an der Plattform Elgin PUQ rund 250 Kilometer vor der Ostküste Schottlands war am Sonntag entdeckt worden. Mehr als 300 Arbeiter mussten von drei Bohrinseln in Sicherheit gebracht werden. Experten warnen vor einer drohenden Explosion, wenn das durch das Leck austretende Gas mit der noch immer brennenden Fackel an der Spitze der Förderplattform in Kontakt kommt. Sie sei inzwischen kleiner geworden, aber noch nicht ausgebrannt, teilte das Ministerium für Energie- und Klimaschutz weiter mit.
Der Energiekonzern Total sucht nach Wegen, um die Fackel zu löschen. Zu den Szenarien gehören der Abwurf von Wasser aus Hubschraubern, der Einsatz von Löschschiffen oder der Einsatz von Stickstoff. Die Fackel brennt noch überschüssiges Gas aus anderen mittlerweile geschlossenen Leitungen ab, um den Druck zu verringern.So lang die Flamme aktiv ist bestehe aber Explosionsgefahr.
Probleme bereits seit Ende Februar
Der Energiekonzern Total hat bereits mehr als einen Monat vor Bekanntwerden des Gaslecks an seiner "Elgin"-Plattform Probleme bei der Gasförderung in der betroffenen Bohrung festgestellt. Am 25. Februar seien zum ersten Mal Druckschwankungen festgestellt worden, sagte Management-Direktor Philipe Guys. Von da an bis zum Verlassen der Plattform am vergangenen Sonntag sei versucht worden, die Probleme unter Kontrolle zu bekommen. Die Ursache für die Problematik sei derzeit nicht klar. "Zurzeit gibt es keine Anzeichen für menschliches Versagen", sagte Guys.
Explosionsrisiko derzeit überschaubar
Unterdessen hat ein Überwachungsflug der Umweltschutzorganisation Greenpeace keine neuen Erkenntnisse gebracht. "Wir sind nicht nah genug herangekommen", sagte Ölexperte Kai Britt von Greenpeace, der sich an Bord einer zweimotorigen Maschine auf den Weg zur Plattform gemacht hatte. Auf den Bildern der mitgeführten Wärmebildkameras sowie von Spezialkameras zur Gaserkennung sei zu sehen, dass es einen Gasaustritt gibt. "Wahrscheinlich ist es Methan", sagte Britt.
Das Risiko einer Explosion hält der Greenpeace-Experte ähnlich wie auch britische Fachleute gegenwärtig für überschaubar. "Der Wind treibt die Gaswolke von der Flamme weg", sagte er. Das Wetter sei günstig. Auch die verbliebenen Arbeiter auf einer etwa vier Seemeilen (rund sieben Kilometer) entfernten Plattform des Energiekonzens Shell seien nicht in konkreter Gefahr.
Versicherungsexperten schätzen den Einnahmenausfall aufgrund des Produktionsstopps auf "Elgin" auf 3,7 bis 7,5 Millionen Euro pro Tag, angeblich hätte Total etwa zwei Prozent des für 2012 prognostizierten Firmengewinnes von 13,5 bis 14 Milliarden Euro durch "Elgin" verdient. Die gewonnene Gasmenge entsprach 2011 drei Prozent der britischen Gasfördermenge.
(Ag.)