Expertin: Werbewirkung der Inserate kaum noch feststellbar

Expertin: Werbewirkung der Inserate kaum noch feststellbar
Expertin: Werbewirkung der Inserate kaum noch feststellbar(c) dapd (Hans Punz)
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Ein Gutacher soll prüfen was die Inserate, in denen Faymann erklärten durfte, wie er Missstände bei der Bahn in den Griff bekommen will, den ÖBB gebracht hat.

"Unsere Bahn": Das ist der Name jener Kampagne, bei der Werner Faymann zu Beginn seiner Amtszeit als Verkehrsminister in der "Kronen Zeitung" auf Kosten der ÖBB erklärten durfte, wie er Missstände bei der Bahn in den Griff bekommen will. Medienberichten zufolge sollen sich die Kosten für diese Medienkooperation auf mindestens 500.000 Euro belaufen haben. Legt man der Berechnung die Bruttokosten für eine Seite in der "Krone" zugrunde, die laut Focus Media Research bei rund 31.400 Euro liegen, könnte der Werbewert der 24-teiligen Kampagne mehr als 1,5 Millionen Euro brutto betragen haben. Ob die Kampagne für das Image der ÖBB positiv oder negativ war, lässt sich laut Marktforscherin Roswitha Hasslinger heute aber nicht mehr feststellen.

Die Oberstaatsanwaltschaft will nun ein Gutachter prüfen lassen, ob die ÖBB einen wirtschaftlich vertretbaren Gegenwert für die aufgewendeten Mittel erhalten haben. Sollte das nicht so sein, könnte sich Faymann der Anstiftung zur Untreue schuldig gemacht haben - nämlich dann, wenn Faymann zu einer Kooperation zwischen ÖBB und Medien beigetragen habe, obwohl er wusste, dass diese nachteilig für die ÖBB wäre. Das hat der Strafrechtsexperte Helmut Fuchs bereits vor einiger Zeit im "Standard" erklärt.

Den Werbewert der Kampagne nachträglich festzustellen, könnte allerdings schwierig werden. Eine Kampagnenwirkung lasse sich nämlich seriöserweise nur bis zu drei Monate nach deren Ende berechnen, sagt Hasslinger vom österreichischen Gallup-Institut. Heute sei das Image der Bundesbahnen längst durch andere Kampagnen aber auch durch die Berichterstattung über die ÖBB überlagert. Hasslinger selbst würde sich daher ein entsprechendes Gutachten, wie es von der Oberstaatsanwaltschaft angekündigt wurde, nicht abgeben trauen.

Medienberichten zufolge soll die inkriminierte "Krone"-Kampagne vom Infrastrukturministerium in Auftrag gegeben worden sein. "Herr Minister Faymann hat mit der Kronen Zeitung eine mehrteilige Kooperation 'Unsere Bahn' im Jahr 2007 vereinbart", heißt es auf einem vom "profil" im Jahr 2008 veröffentlichten Faksimile eines Antrages vom September 2007 an den Vorstand der ÖBB-Holding. Kostenpunkt: 500.000 Euro, zuzüglich fünf Prozent Werbeabgabe und 20 Prozent Mehrwertsteuer.

Im Rahmen der Kampagne wurde "Krone"-Lesern die Möglichkeit gegeben, auf zwei Doppelseiten ihrem Ärger über verdreckte Züge, versperrte Toiletten, unverständliche Fahrpläne, Zugverspätungen, Handy-Empfangsprobleme, schlechtes Catering bis hin zu komplizierten Fahrkarten-Automaten Luft zu machen. In einer Kolumne durfte Faymann - mit samt seinem Konterfei - persönlich zu diesen Themen Stellung beziehen. "Werner Faymann ist als Infrastrukturminister nunmehr für die ÖBB zuständig. Er will sich der großen und kleinen Probleme der Bahnfahrer (und jener, die es noch werden möchten), annehmen", hieß es damals in der Ankündigung des "neuen Leseforums" in der "Krone".

Nach Aussagen von ehemaligen ÖBB-Managern dürfte diese Kampagne beim Vorstand auf wenig Gegenliebe gestoßen haben, zumal "in den Inseraten ja noch Seitenhiebe vom Minister verpasst" wurden, so der frühere ÖBB-Personenverkehr-Vorstandsdirektor Stefan Wehinger.

(APA)

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