Facebook schluckt Instagram um eine Milliarde Dollar

Facebook schluckt Instagram eine
Facebook schluckt Instagram eine(c) REUTERS (� Antonio Bronic / Reuters)
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Für Facebook ist Instagram die bisher teuerste Übernahme - und bis auf Weiteres auch die letzte. Die beliebte Foto-App soll unabhängig bleiben.

Kurz vor dem geplanten Börsengang wagt Facebook die größte Übernahme der Firmengeschichte: Das soziale Netzwerk bezahlt rund eine Milliarde Dollar (760 Mio Euro) für die Smartphone-App Instagram. "Wir können nun noch enger mit dem Instagram-Team zusammenarbeiten", schrieb Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, der persönlich für Übernahmen zuständig ist. Für Facebook soll es bis auf Weiteres die letzte Übernahme bleiben, kündigte Zuckerberg an.

Instagram bleibt unabhängig

Das 13-köpfige Instagram-Team wird von Facebook übernommen, der Dienst selbst soll aber unabhängig bestehen bleiben und gemeinsam weiterentwickelt werden. Für die 33 Millionen Instagram-Nutzer wird sich also zunächst wenig ändern. Selbst die Möglichkeiten, Fotos mit anderen Netzwerken zu teilen und Facebook aus Instagram auszuschließen, bleiben bestehen. Für Facebook ist das keine gewöhnliche Vorgehensweise. Andere Dienste wie Hot Potato und das Standort-Spiel Gowalla wurden nach der Übernahme abgedreht.  

Über Instagram lassen sich mit dem Smartphone geschossene Fotos mit verschiedenen Filter verändern und privat oder öffentlich mit anderen Nutzern teilen. Instagram kooperiert dabei neben Facebook auch mit Twitter oder Tumblr. "Instagram wird bestehen bleiben", versprach auch Mitgründer und Chef Kevin Systrom im Firmenblog. Gemeinsam mit Facebook sollten aber neue Funktionen entwickelt werden. Systrom selbst verdient an dem Deal kräftig mit. Wired berichtet, dass der Mitgründer 40 Prozent des Unternehmens hält und durch die Übernahme 400 Millionen Dollar einstreift. Seinem Gründer-Kollege Mike Krieger hingegen stünden lediglich zehn Prozent zu.

Einige Instagram-Nutzer sauer

Für Instagram löst sich mit der Übernahme ein zunehmend drängendes Problem: Bisher ist es dem jungen Unternehmen nicht gelungen, seinen schnell wachsenden Dienst zu Geld zu machen. Auch wenn Instagram als App und Community unabhängig bleiben soll, so könnte Facebook nun die zusätzlichen Daten - Zeitpunkt und Ort der Instagram-Fotos - mit eigenen Daten der Facebook-Nutzer verknüpfen und so Werbeanzeigen noch gezielter schalten. Dieser Umstand stößt einigen Instagram-Nutzern sauer auf. Cnet konstatiert auf Twitter und in Nutzerkommentaren bereits rege Ablehnung und etliche Drohungen, Instagram zu verlassen. Die Webseite Instaport, mit der Instagram-Fotos als Zip-Datei exportiert werden können, rechnet derzeit mit erhöhten Zugriffszahlen. Instaport musste tatsächlich bereits kurz nach dem Bekanntwerden des Deals auf einen größeren Server umrüsten.

Mobile Foto-Schwäche ausgleichen

Für Facebook ist die Übernahme auch der erste große Versuch, im Bereich der mobilen Foto-Dienste Fuß zu fassen. Zwar ist das Netzwerk mit 250 Millionen täglich hochgeladenen Fotos bereits der größte Dienst dieser Art, bisher ist es aber nicht gelungen, Smartphone-Nutzern eine einfache und umfassende Foto-App zu bieten. Vergangenes Jahr wurden Gerüchte laut, dass Facebook über die Einführung von Filtern im Stile von Instagram nachdenke. Inwiefern die Übernahme von Instagram auch die Smartphone-App von Facebook verändern könnte, ist noch unbekannt. 

Facebook stemmt den Zukauf mit einer Mischung aus Bargeld und eigenen Aktien. Das soziale Netzwerk treibt seit Wochen seinen Börsengang voran, der für Mai oder Frühsommer erwartet wird. Der Instagram-Zukauf soll noch in diesem Quartal abgeschlossen werden. Investoren hatten Instagram erst vergangene Woche mit rund 500 Millionen Dollar bewertet. Dass Facebook nun die doppelte Summe bezahlt, könnte bedeuten, dass das Netzwerk nicht der einzige Bieter war. Interesse an Instagram wurde auch Google, Apple und Microsoft nachgesagt.

(Ag. / sg)

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